Full text: Die Eingliederung der vertriebenen Elsass-Lothringer in das deutsche Wirtschaftsleben im Augenblick seines Tiefstandes

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II. HAUPTTEIL. 
B. VORAUSSETZUNGEN FÜR DIE AUFNAHME 
FÄHIGKEIT NEUER BEVÖLKERUNGSTEILE IN 
DIE DEUTSCHE VOLKSWIRTSCHAFT UND DIE 
BESCHAFFENHEIT DER ZUWANDERER. 
1. DEUTSCHLANDS WIRTSCHAFTLICHE NOTLAGE. 
Ein klares, scharfes Bild von der heutigen wirtschaft 
lichen Lage unseres Vaterlandes zu geben, dürfte eine Un 
möglichkeit sein. Der lange Krieg, die Niederlage und 
die Revolution, sowie die ungeheuerlichen Lasten, die 
uns der Friede von Versailles auf erlegt hat, sind in ihrer 
Auswirkung mit ihren rein äußerlich tatsächlichen und 
ihren psychologischen Folgen noch nicht endgültig zu be 
urteilen. Der Versuch einer solchen Beurteilung würde 
uns auf alle Fälle im Rahmen dieser Abhandlung viel 
zu weit führen. Hier muß es genügen, durch Hinweis 
auf einzelne Erscheinungen ohne näheres Eingehen auf 
Einzelheiten ein allgemeines Bild davon zu geben, warum 
die Einwanderung der vertriebenen Elsaß-Lothringer für 
das deutsche Volk infolge der durch den Krieg, die Revo 
lution und den Frieden von Versailles erschwerten Existenz 
bedingungen keine Stärkung, sondern eine weitere schwere 
Belastung bedeutet. 
Vor dem Kriege ist es dem deutschen Volk möglich 
gewesen, nicht nur Arbeits- und Ernährungsmöglichkeit 
für einen jährlichen Zuwachs von durchschnittlich 800000 
Menschen zu schaffen, sondern gleichzeitig die Lebens 
haltung des gesamten Volkes zu heben. 
Daß die deutsche Volkswirtschaft die immer stärker 
anwachsende Bevölkerung zu erhalten imstande war, zeigt 
sich deutlich in den Auswanderungsziffern. Gegenüber 
einer Auswanderung von 76000 Seelen bei einer Bevöl 
kerung von 41 Millionen im Jahre 1871 betrug die Aus 
wanderung im Jahre 1905 nur 28000 Seelen bei einer 
Bevölkerung von rund 60 Millionen. Und zwar bedeutet 
das Jahr 1905 keine Sondererscheinung. Nachdem in den 
Krisenjahren die Auswanderungsziffer bis auf 220000 im
	        
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