WANDERTJNGSVORGANG ELS.-LOTHE.. BEVÖLKEE.TJNGSGE.UPPEN. 35
sich dem Weltmarktpreise, d. h. dem Preise, den unsere
Waren umgerechnet in die fremden Valuten darstellen, noch
nicht angepaßt hatten, die Ausländer einen großen Aus
verkauf in Deutschland veranstalten konnten. Dadurch
wurde im Herbst 1919 und im Winter 1919/20 das Wieder
aufleben unseres Exportes in vor kriegsmäßigem Ausmaß
vorgetäuscht. Dieser Zustand konnte nicht an dauern. Von
Staatswegen mußte dagegen vorgegangen werden, um zu
verhindern, daß deutsche Waren ins Ausland gingen, ohne
daß dadurch Forderungen Deutscher entstanden wären,
mit denen ausländische Waren gleichen Wertes hätten be
zogen werden können. Heute, da sich unsere Exportpreise
zum Teil zwangsweise dem Weltmarktpreis, also dem wah
ren inneren Wert der Waren in Gold ausgedrückt, angepaßt
haben, liegt die schädigende Wirkung unserer Valutaverhält
nisse in den großen Schwankungen, die alle Kostenvorbe
rechnung unmöglich machen.
Wenn der Vorsitzende der deutschen Delegation auf
der Finanzkonferenz in Brüssel am 28. September 1920
erklärt:
„Unsere Aufgabe muß darin bestehen, das enorme Defizit des
deutschen Außenhandels zu begleichen. Es ist dies das einzige Mittel,
den Verpflichtungen nachzukommen, die wir übernommen haben. Wir
müssen Rohstoffe einführen und Fertigfabrikate ausführen. Unsere
Arbeit ist unser bestes Exportgut“,
so soll diese Aufgabe nicht geleugnet werden. Aber die
Höhe von vor dem Kriege wird unsere Exportindustrie auf
absehbare Zeit nicht mehr erklimmen. Man müßte schon
mit unberechenbaren Faktoren rechnen, wie etwa mit
einer neuen uns günstigen politischen Konstellation in der
Welt. Die heutigen Tatsachen können wir jedoch nicht um
gehen. Es sei noch unterstrichen, daß unser Vertreter in
Brüssel betonte, daß unser Export für die Verpflichtungen
aufkommen muß, die uns in Versailles aufgezwungen wur
den ! So würde auch ein gewaltig gesteigerter Export uns
noch keine neuen Werte, keine Nahrung bringen.
Weiter verschlechtert wird die Lage unserer Industrie
durch die Schwächung des inneren Marktes, wie sie durch
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