31
Anrechnung der in den verschiedenen Ländern erhobenen Zucker-
steuer, kostet, schneidet Deutschland am besten ab, wie folgende Auf
stellung zeigt:
Es kostete das Kilo Brotz nckcr im Oktober
1916 vom Erzeuger bezogen, ohne Einrechnung
d e r Z u ck e r st e u e r , in Italien 85 Pfennig, in Frankreich 77,
m England 66, in Rußland 60, in Ungarn 58, in Österreich 53,
in Deutschland 40 Pfennige. ' '
Mit diesen zahlenmäßigen Belegen über Preis- und Gewinn-
mäßigung innerhalb der deutschen Zuckerproduktion scheinen andere
Zahlen in Widerspruch zu stehen, die die öffentliche Meinung
namentlich im Jahre 1916 vielfach beschäftigt haben. Viel ist während
des Krieges über zu hohe Gewinne der Zuckerfabriken ge
schrieben worden. Dabei wurden in der Presse Rohzuckerfabriken,
Siedereien und Weißzuckerfabriken durcheinandergeworfen; auch
Marmelade- und Schokoladefabriken, die nie einen Zentner Zucker
verkauft haben, sollten, sofern sie hohe Dividenden gegeben hatten, als
Beweis dafür herhalten, daß die Zuckerindustrie bei der staatlichen
Regelung zu gut weggekommen sei. Die Richtigkeit dieser Be
hauptung bleibt zu erörtern. Zweifellos hat es die deutsche Zucker
industrie den Regierungsmaßnahmen zu danken, daß sie im Gegen
satz zu vielen anderen Industriezweigen lebensfähig blieb und ver
dienen konnte. Bei manchen Rohzuckerfabriken, mehr aber noch bei
Siedereien, sind auch, besonders im ersten Kriegsjahre, recht gute
Abschlüsse erzielt worden; die Mehrheit der Rohzuckerfabriken hat
jedoch längst nicht so gut abgeschnitten, wie das zahlreiche Zeitungs
artikel bebaupteten. ve. Brukncr ist- in seinem Buche „Zucker und
Zuckerrübe im Weltkrieg" diesen Zahlenangaben nachgegangen, die
gegen die Gesamtindustrie und die Regierung, anläßlich bekannt ge
wordener hoher Dividenden -von Aktienzuckerfabriken, ins Feld geführt
wurden. Dabei hat sich wiederum die den Sachkundigen bekannte Tat
sache wirksam gezeigt, daß in der Rohzuckerindustrie aus der Höhe der
Dividende allein noch kein Schluß auf das Gedeihen des betreffenden
Unternehmens gezogen werden kann. Denn viele Fabriken haben im
Laufe der Jahre, statt frühere Gewinne ausgiebig zu verteilen,
daraus stille Reserven angesammelt, ihre Rübcnanbau-Verpflichtungen
erhöht, Neuanschaffungen, Verbesserungen und Uinbauten aus
laufenden Mitteln bezahlt und sind fo durch „Unterkapitalisierung",
durch Zufchlagung früherer Gcwinnteile zum Kapital zur Spar
kasse der beteiligten Landwirte gemacht worden. An mehreren Bei
spielen hat Brukner klarzulegen gesucht, wie bei Fabriken, die auf
ein kleines Aktienkapital Dividenden von 15 und 20 0 /„ gegeben