Full text: Der Zucker im Kriege

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Anrechnung der in den verschiedenen Ländern erhobenen Zucker- 
steuer, kostet, schneidet Deutschland am besten ab, wie folgende Auf 
stellung zeigt: 
Es kostete das Kilo Brotz nckcr im Oktober 
1916 vom Erzeuger bezogen, ohne Einrechnung 
d e r Z u ck e r st e u e r , in Italien 85 Pfennig, in Frankreich 77, 
m England 66, in Rußland 60, in Ungarn 58, in Österreich 53, 
in Deutschland 40 Pfennige. ' ' 
Mit diesen zahlenmäßigen Belegen über Preis- und Gewinn- 
mäßigung innerhalb der deutschen Zuckerproduktion scheinen andere 
Zahlen in Widerspruch zu stehen, die die öffentliche Meinung 
namentlich im Jahre 1916 vielfach beschäftigt haben. Viel ist während 
des Krieges über zu hohe Gewinne der Zuckerfabriken ge 
schrieben worden. Dabei wurden in der Presse Rohzuckerfabriken, 
Siedereien und Weißzuckerfabriken durcheinandergeworfen; auch 
Marmelade- und Schokoladefabriken, die nie einen Zentner Zucker 
verkauft haben, sollten, sofern sie hohe Dividenden gegeben hatten, als 
Beweis dafür herhalten, daß die Zuckerindustrie bei der staatlichen 
Regelung zu gut weggekommen sei. Die Richtigkeit dieser Be 
hauptung bleibt zu erörtern. Zweifellos hat es die deutsche Zucker 
industrie den Regierungsmaßnahmen zu danken, daß sie im Gegen 
satz zu vielen anderen Industriezweigen lebensfähig blieb und ver 
dienen konnte. Bei manchen Rohzuckerfabriken, mehr aber noch bei 
Siedereien, sind auch, besonders im ersten Kriegsjahre, recht gute 
Abschlüsse erzielt worden; die Mehrheit der Rohzuckerfabriken hat 
jedoch längst nicht so gut abgeschnitten, wie das zahlreiche Zeitungs 
artikel bebaupteten. ve. Brukncr ist- in seinem Buche „Zucker und 
Zuckerrübe im Weltkrieg" diesen Zahlenangaben nachgegangen, die 
gegen die Gesamtindustrie und die Regierung, anläßlich bekannt ge 
wordener hoher Dividenden -von Aktienzuckerfabriken, ins Feld geführt 
wurden. Dabei hat sich wiederum die den Sachkundigen bekannte Tat 
sache wirksam gezeigt, daß in der Rohzuckerindustrie aus der Höhe der 
Dividende allein noch kein Schluß auf das Gedeihen des betreffenden 
Unternehmens gezogen werden kann. Denn viele Fabriken haben im 
Laufe der Jahre, statt frühere Gewinne ausgiebig zu verteilen, 
daraus stille Reserven angesammelt, ihre Rübcnanbau-Verpflichtungen 
erhöht, Neuanschaffungen, Verbesserungen und Uinbauten aus 
laufenden Mitteln bezahlt und sind fo durch „Unterkapitalisierung", 
durch Zufchlagung früherer Gcwinnteile zum Kapital zur Spar 
kasse der beteiligten Landwirte gemacht worden. An mehreren Bei 
spielen hat Brukner klarzulegen gesucht, wie bei Fabriken, die auf 
ein kleines Aktienkapital Dividenden von 15 und 20 0 /„ gegeben
	        
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