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Angesichts dieses planmäßigen Vorgehens des mit riesigem
Kapital versehenen und nach amerikanischen Geschäftsgrundsägen
geleiteten Konzerns hatten die deutschen Margarinefabriken einen
schweren Stand. Eine nach der anderen unterlag der Konkurrenz
des Konzerns, wurde aufgekauft oder mußte den Betrieb aufgeben.
So bietet sich heute das betrübliche Bild, daß
ungefähr 70 %
der Margarineproduktion in Deutschland in der Hand von Firmen
ruhen, die mit ausländischem Kapital gegründet sind, zum
weitaus größten Teile mit ausländischem Kapital arbeiten und
deren eigentliche Geschäftsleitung ihren Sitz im Auslande hat.
Zieht man in Betracht, daß der Wert der jährlich in Deutschland
erzeugten Margarine 275 bis 325 Millionen Mark beträgt, daß
ungefähr 70 %% hiervon auf den Konzern entfallen und daß die
Firma van den Bergh im letzten Jahr 25 % Dividende verteilte,
so wird ohne weiteres klar, daß dem deutschen Nationalvermögen
jährlich enorme Summen zugunsten des Auslandes entzogen
iverden. Kehren sie nach Deutschland zurück, dann nur zu dem
Zwecke, um dem deutschen Wirtschaftskörper einen neuen Schröpf-
kopf aufzusezen. Dazu kommt, daß die ausländischen Fabriken
weniger Steuern zahlen müssen als die inländischen, da sie nicht
von allen Steuern erfaßt werden z. B. nicht von den Kommunal-
und Ergänzungssteuern und vom Wehrbeitrag. Auch haben die
deutschen Tochtergründungen der holländischen Fabriken es in der
Hand, die Höhe des in Deutschland erzielten Nutzens in ihren
Bilanzen ganz nach Gefallen anzugeben; denn der Konzern kauft
für die in Deutschland angeschlossenen Fabriken nur in Rotterdam
oder in Osch ein, von wo aus auch die Preise in Rechnung gesetzt
werden. Die Preise sind also ganz unkontrollierbar.
3. Die Gefahren des Trustes.
Die drohende Gefahr der Monopolisierung der deutschen
Margarine-Jndustrie durch einen ausländischen Konzern hat be-
reits die gespannte Aufmerksamkeit der Reichsregierung auf sich
gezogen. Das Reichsamt des Innern ließ sich dahin aus, es sei
zweifellos, daß jede Bemühung, die deutsche Produktion zu
schützen, die tatkräftige Sympathie der Regierung genießen