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Das Börsenspiel in Effekten (besonders in Losen), das im Laufe
der 50er Jahre als neue Erscheinung im badischen Wirtschafts
leben auftauchte, reizte alle Volksschichten und fand in der
meist allzugroßen Bereitwilligkeit der Bankiers, ihre Kundschaft
bei Spekulationen zu beraten und häufig auch hierzu zu ani
mieren, reichliche Nahrung.
So verstanden es viele unter diesen Privatbankiers allein
als Großspekulanten und Vermögensverwalter mit kleinerem
Kapital und weniger Mühe, dafür allerdings mit weit größerem
Risiko, rascheren und größeren Verdienst zu erlangen als bisher.
Dazu kam noch, daß vielen Privatbankiers eine reichliche Neben
einnahmequelle durch das Geldwechselgeschäft zufloß, welches
bis Anfang der 70er Jahre, durch die äußerst zersplitterten
deutschen Münzverhältnisse begünstigt, in voller Blüte standj
hauptsächlich den in den ausgedehnten badischen Grenzbezirken
ansässigen Bankiers kam dies zugut.
Weiterhin waren in verschiedenen Städten Badens für die
Kreditbeschaffung des Handwerks und des kleinen Gewerbes
sog. Handwerker- und Gewerbebanken ins Leben gerufen worden,
noch bevor die Schulze-Delitz'schen Ideen der Selbsthilfe in
Baden festen Fuß gefaßt hatten. Diese, um die Mitte des
vorigen Jahrhunders begründeten Kleinbanken spielten jedoch
wegen ihrer sehr bescheidenen Betriebsmittel und der nur in
geringen Beträgen geleisteten Darlehen auf dem Kapitalmärkte
Badens damals eine verschwindende Rolle. Nur wenige unter
ihnen konnten ihre Geschäftsbasis im Laufe der Zeit erweitern.
Es sind hier zu nennen:
Der Aktienverein der Mannheimer Handwerkerbank 1847
gegründet, die Mannheimer Darleihkasse, der Aktienverein der
Karlsruher Handwerkerbank, die Gewerbebank Karlsruhe, aus
der die heute noch bestehende Gewerbe- und Vorschußbank in
Karlsruhe hervorging, die Freiburger Handwerkerkreditkasse
u. a. m.
Zu diesen gesellten sich dann von der Mitte der 50 er
Jahre ab die zahlreichen, heute noch in allen größeren badischen
Gemeinden vertretenen Genossenschafts-Banken, die in der