Full text: München als Industriestadt

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Industrie und Handel des Landes innerhalb der letzten Jahr 
zehnte. 
Der Norden Bayerns liegt nun für den Import der Roh 
stoffe sowohl wie für den Export der fertigen Produkte wesent 
lich günstiger als der Süden, als Oberbayern mit seiner 
Hauptstadt München. 
Daß im Burgfrieden Münchens keine Bergwerke, keine 
Salinen- und Hüttenwerke anzutreffen sind, ist wohl nach all 
dem Vorhergehenden klar. München, auf dem oberbayeri 
schen Hochplateau gelegen, ohne angrenzendes Gebirge, kann 
sich solcher Materiallager nicht rühmen. Auch Torf wird inner 
halb des Burgfriedens neuerdings nicht mehr gegraben. Wohl 
weiß die Statistik im Jahre 1907 erstmalig von mehreren klei 
nen Gold- und Silberschmelzereien zu berichten, aber sie 
spielen mit insgesamt nur 21 beschäftigten Personen eine un 
tergeordnete Rolle. Auch die gleichzeitig vermerkte, zu einer 
Ofenfabrik gehörige Rohgießerei ist nur als Hilfsindustrie zu 
werten, ähnlich wie die Eisengießereien in der Gruppe „Metall 
verarbeitung“, obwohl hier ein selbständiger Mittelbetrieb von 
Bedeutung ist. Wohl sind die Eisengießereien in Bayern selbst 
sehr zahlreich, aber eine solche Eisengießerei in München hat 
sehr unter der geographisch-ungünstigen Lage der Stadt zu 
leiden, um so mehr als die Arbeiterverhältnisse sich in den 
letzten Jahren immer schwieriger gestaltet haben. Das Ab 
satzgebiet der Münchener Eisengießerei ist fast ausschließlich 
auf die Stadt und deren nähere Umgebung beschränkt, da die 
schweren Gußteile bei doppelter Frachtbelastung im übrigen 
Bayern nicht mehr konkurrieren können. Diese Eisenindustrien 
sind ihrer Natur nach an weiterverarbeitende Industrien gefes 
selt. Sie können daher von den Rohstoffversorgungsplätzen 
wegrücken, wegen des größeren Vorzugs der Angliederung 
an die Weiterverarbeitung, wodurch sie jedenfalls in trans- 
portlicher Beziehung den Erfolg erzielen, daß die fertigen Pro 
dukte keine größeren Frachten verschlingen. Die Transport 
kosten sind deshalb hier doch von größtem Einfluß auf die 
Standortswahl, während der Faktor „Arbeitskosten“ dahinter 
weit zurücksteht, da das Rohmaterial im rein umformenden 
Veredelungsprozeß nur eine sehr geringe Werterhöhung erfährt.
	        
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