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Vierter Abschnitt, Teil I.
Graphische Industrie, Buchgewerbe,
Zeitungsdruck und Verlagswesen.
Große Bedeutung besitzt heute Münchens graphische
Industrie, welche an sich so alt ist wie die uns überlieferte
Kultur aus grauester Vorzeit; bei den alten Persern ebenso
wie bei den alten Ägyptern hat es schon in frühesten Zeiten
Angehörige der graphischen Künste gegeben, welche die Er
zeugnisse von Bild und Schrift berufsmäßig herstellten, wie die
ausgegrabenen Inschriften uns solches bezeugen. Und die
Priesterin im germanischen Götterhain, welche die Runen
zeichen in Horn oder Holz schnitzte und als Amulette oder
Kriegszeichen weitergab oder Briefe in Runenschrift ritzte,
war sie nicht auch eine Jüngerin der graphischen Künste?
Die graphische Kunst ist sicherlich eine der ältesten Künste
der Welt. Heute sehen wir die graphische Industrie in der Buch
druckerkunst besonders sichtbar verkörpert. Der moderne
Mensch, selbst erzogen unter den Einflüssen des gedruck
ten Buchstabens und Bildes, selbst Träger der ihm so über
mittelten Kultur und als solcher berufen, mitzuwirken an der
Fortbildung der Menschheit, steht der eigenen Zeit gegen
über (zu sehr im Banne einer allgemeinen subjektiven Befangen
heit, als daß er die Erfindung der beweglichen Lettern durch den
Altmeister Gutenberg zu würdigen im Stand sei. Noch viel
weniger denkt die Nachwelt daran, daß der Erfinder der Litho
graphie und des Steindrucks, Alois Senefelder, ein Münchener
Bürger war. Ihm hat nicht nur die Solhofer Steinbruchin
dustrie ihre Existenzmöglichkeit zu danken, auf seiner Er
findung baut sich auch die Entwicklung des Farbendrucks,
die ungeahnte Ausdehnung des Bilder- und Kunstdruckes auf.
Nimmt es da Wunder, wenn wir in der alten freien Stadt
München, der herzoglichen Residenz schon 1842 eine deutsche
Übersetzung der damals beliebten Mirabilia urbis Romae
(Wunderbare Dinge der Stadt Rom) von seinem ersten Buch