Full text: Die deutsche Ölmüllerei

1. Einführung. 
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Auch über die Zahl und Art der Ölmühlen haben wir nur 
spärliche Mitteilungen. Allgemein klagen jedoch die Schrift 
steller der damaligen Zeit über eine zu geringe Verbreitung der 
Ölmüllerei und begründen diese Ansicht damit, daß noch viele 
Ölsämereien nach Holland, England und Belgien exportiert und 
dafür Öl importiert würde. Andererseits gab es aber bereits 
in einigen Gegenden eine blühende Ölindustrie, die sich nicht 
darauf beschränkte, den lokalen Markt zu versorgen, sondern 
einen Teil ihrer Erzeugnisse, sowohl Öl wie Kuchen, im; Ausland 
absetzte 1 ). 
Werfen wir einen kurzen Blick auf die Preise der Roh 
materialien und die Verwendung der Öle und Kuchen. Wie ich 
an anderer Stelle noch näher ausführen werde 1 2 ), ist die Gefahr 
einer Mißernte beim Anbau der Ölgewächse eine sehr große und 
sind dementsprechend auch die Erntemengen an Ölsaaten sehr 
verschieden. Die Preise der Rohmaterialien sind daher bedeu 
tenden Schwankungen unterworfen; so wird uns z. B. berichtet 3 ), 
daß der Preis für einen Scheffel Raps in ganz kurzer Zeit von 
50 Sgr. auf 70, 80, ja sogar auf 90 und 100 Sgr., also um 100% 
gestiegen ist. Allgemein kann man sagen, daß um 1800 der 
Preis für eine Wispel Rübsaat zwischen 24 und 80 Reichstalern 
schwankte, und die anderen Ölsaaten bei ähnlichen Preisen je 
nach der Ernte den gleichen Differenzen im Preise unterworfen 
waren. Es ist hier noch nicht der Platz, näher auf die Folgen 
einzugehen, welche diese Preisdifferenzen beim Bezüge der Roh 
materialien auf die Preisbildung der Öle und die ganze Ent 
wicklung der Ölmüllerei gehabt haben, immerhin sei bereits 
jetzt darauf hingewiesen, daß wir in diesen Schwankungen einen 
derjenigen Faktoren vor uns haben, welche zusammengenommen 
die Entwicklung zum kapitalistischen Großbetrieb nach sich 
ziehen mußten, wie wir diese in der deutschen Ölmüllerei im 
Laufe des vergangenen Jahrhunderts erlebt haben. 
Bei der Verarbeitung der Ölsamen erhalten wir als Pro 
dukte der Fabrikation die Öle, sowie Rückstände in; der Form 
von Kuchen. Verwendung fanden die Öle in. dreifacher Weise,, 
1 ) Vgl. 4. Abschnitt S. 201. 
2 ) Vgl. 3. Abschnitt S. 145/146. 
s) Friedrich Benno Weber, „Handbuch der Staatswirtschaitlichen 
Statistik und Verwaltungskunde der preußischen Monarchie“. Breslau 1840, 
S. 592.
	        
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