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Formen hält, bcmjt soll er erst vor seiner eigenen Tür kehren, und seinen«
Sohn erst mal abgewöhnen, im Ton der Flegelsahre mit Arbeitervertretern
zu verkehren. (Sehr gut! bei den Sozdem.)
Das möchte ich auch gegenüber der „Deutschen Tageszeitung" sagen, die
sich berufen glaubte, mir am 14. November 1916 Vorwürfe zu machen, daß
ich mit niederträchtigen Verdächtigungen gearbeitet hätte. Die „Deutsche
Tageszeitung" hat dein „Vorwärts" gegenüber einmal geschrieben, in der
Redaktion des „Vorwärts" sei die Scham schon zu dev Hunden geflohen. Ich
will sagen, daß sich die Redaktion der „Deutschen Tageszeitung" zu dieser
Fähigkeit überhaupt nicht aufschwingen kann, weil Anstandsgefühl auch dem
politischen Gegner gegenüber in den Redaktionsräumen der „Deutschen
Tageszeitung" niemals vorhanden war. (Sehr richtig! bei den Sozdem.)
Man sagt, der Landbund sei eine rein wirtschaftliche Organisation. Ich mache
darauf aufmerksam, daß am 17. Oktober die Kreisgruppe Greifenberg des
Landbundes auf einen Vortrag hingewiesen hat, den der Freiherr v. Wangen
heim gehalten hat, in welchem dazu aufgefordert wurde, auf d e in Lande
zuverlässige und staatserhaltende Elemente unter-
z »bringen. Ganz besonders wurde darauf hingewiesen, sich dazu an
den „Heimatbund zur Versorgung entlassener Offiziere", Berlin, Schelling-
straße 14/15, zu wenden. Das ist die unpolitische Tätigkeit des Pommerfchen
Landbundes, der doch weiter nichts ist, als ein Ableger des Bundes der
Landwirte. Der Bund der Landwirte ist bei seinen Mitgliedern etwas in
Mißkredit geraten, weil er, wie ich schon anderwärts gesagt habe, wegen der
alldeutschen Politik erblich belastet ist. Viele seiner Mitglieder sind deshalb
stutzig geworden, und deshalb ist man dazu übergegangen, die sogenannten
Landbünde zu begründen, um die Schäflein bei dem Bund der Landwirte zu
halten.
Dann wissen wir auch, daß neuerdings seitens des Landbundes Rund
schreiben erlassen wurden, in denen dazu aufgefordert wurde, daß jeder
Gutsbesitzer drei Soldaten der Baltikumtruppen bei
s i ch a u f n e h m e n solle, und zwar in gehobener Lebensstellung mit
besserer Bezahlung und besserem Deputat. Wir wissen, daß es Gutsbesitzer
gibt, die sich dagegen gewehrt haben und daß auch das Militär in Pommern
gar nicht der Bauern- und Landarbeiterschreck sein will, und daß ganz be
sonders die Truppen sich hüten werden, überall auf den Gutshöfen in Stellung
zu treten.
Ferner möchte ich darauf hinweisen, wie man im Landbund selbst ar
beitet. Da ist von Herrn Johannes Wolff in Stettin — das ist der Führer
der sogenannten Arbeitnehmergruppe — im Landbund ein Schreiben ver
sandt worden, das vom 28. November 1919 datiert ist. Es heißt darin:
Ich habe mir gestattet, den für den Kreis Greifenhagen geltenden Lohntarif
zu kündigen. Ich halte dafür, daß bei einem Steigen der Produktenpreise not- ,
wendig unsere Löhne steigen müffen, denn die heutigen Löhne reichen nicht aus
zur Bezahlung für Arbeitskleidung. Ich befürchte, daß der Landarbeiter-Verband
nicht kündigt und sich mit den bisherigen Lohnsätzen zufriedengibt, und habe
deshalb aus mir heraus den Tarif gekündigt.
Also hier kündigt der Landbund den Tarif, und wenn der Deutsche Land
arbeiter-Verband einen Tarif kündigt, schreit man Zetermordio in der Presse
und macht seitenlange Inserate über die Tätigkeit und „Verhetzung" des
Landarbeiter-Verbandes. In der Weife wird in der Arbeitnehmergruppe
des Landbundes gearbeitet. Dieses Schreiben ist verschickt worden, ohne
daß man bei d i e s e m S ch r e i b e n s e h e n kann, ob es vom