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Der Preis seht sich also aus zwei Komponenten zusammen,
Kosten des teuersten Anbieters: Grenzkosten, und Minimum an
Ertrag: Grenz ertrag. Von beiden ist der letztere die durch den
gesamten Tauschverkehr, letzten Endes durch die Einkommen und
die Bedarfsbefriedigung, die man sich damit beschaffen kann, ge
gebene Größe, von der die Grenzkosten in jedem Gewerbe be
stimmt werden. Der tausch wirtschaftliche Grenzertrag kann in
der Regel nicht im Preise eines einzelnen Produkts angegeben
werden. Aber man kann überhaupt die Kosten in der Regel nicht
auf das einzelne Produkt berechnen, besonders dann nicht, wenn
die Produkte einer Unternehmung sehr verschiedenartig sind. Denn
die sogenannten Generalkosten lassen sich dann nicht auf die ein
zelnen Produkte verteilen. (Wenn derartige Kostenberechnungen
auf das einzelne Produkt gemacht werden, sind sie daher immer
sehr willkürlich.) Es ist gerade die Eigentümlichkeit der heutigen
Erwerbswirtschaflen, daß sie nicht nach dem einzelnen Preise und
den Kosten des einzelnen Produktes fragen. Sondern sie blicken
auf den Gesamtertrag ihrer Erwerbstätigkeit, haben nur ihr
daraus sich ergebendes Gesamteinkommen im Auge. Ein
kommen sind eben nicht nur Preise oder setzen sich aus solchen zu
sammen, sondern ein gewisses Mindesteinkommen ist gleich
zeitig auch Bestimmungsgrund der Preise.
Es sei noch betont, daß dieses Ertragsminimum, der tausch
wirtschaftliche Grenzertrag, welches die Aufwendung von Kosten
bestimmt, in den verschiedenen Erwerbszweigen in verschiedener
Form erscheint. Für Arbeitsleistungen bildet das Existenzminimum
im Sinne dessen, was nach denr gesamten Kuliurzustand eines
Volkes zur Lebensführung notwendig ist, die Grenze, unter der sie
nicht dauernd angeboten werden; daher ist der Lohn ungelernter
Arbeiter ein tauschwirtschaftlicher Grenzertrag. Auch Kostengüter,
Kapital werden nur aufgewendet, wenn man mit ihnen ein ge
wisses Minimum an Ertrag erzielt. Der Zins von Geldleihkapital,
der sogenannte landesübliche Zinsfuß, ist daher die augenfälligste
Form des tauschwirtschaftlichen Grenzkapitalertrags, weil ein
Geldleihkapital das fungibelste und in der heutigen Kreditwirt
schaft auch am meisten begehrte Ertragsmittel ist. Unter denr
landesüblichen Zirrsftrß wird das Einkommen auf die Dauer nicht
zür Kapitalbildung verwendet werden, sondern man wird den
Konsum vorziehen.