Full text: Die Geldvermehrung im Weltkriege und die Beseitigung ihrer Folgen

Geldwesens", eine Erwiderung auf Liefmanns „Geld und Gold", 
. „Weltwirtschaftliches Archiv", Juni 1917, S. 186, in dieser Frage 
zu dem Schlußergebnis kommt, der Staat habe die Aufgabe, „die 
Ausgabe von Geldzeichen in gewissen Schranken zu halten, um 
die Entstehung von Mißtrauen zu verhüten. Soweit 
aber die hierdurch gezogenen Grenzen nicht überschritten werden, 
darf für die Ausgabe von Geld lediglich der Bedarf des geschäft 
lichen Verkehrs maßgebend sein." Man erkennt jetzt, daß damit 
nicht im geringsten eine Handhabe für die notwendige Geldschöpfung, 
sondern im Gegenteil dem Staate ein Mittel gegeben ist, um die 
Schaffung künstlicher Kaufkraft für seine Zwecke mit einer solchen 
anscheinend plausiblen Begründung zu verschleiern. Denn wir 
sahen, daß dieser „Geldbedarf" auch durch Kreditanspannung be 
friedigt werden kann, und es ist daher ein logischer Widersinn, 
wenn Noininalisten wie Lehn den Geldbedarf des Verkehrs für die 
Geldvermehrung entscheidend sein lassen wollen. 
Etwas ganz anderes ist aber ein plötzliches Fehlen gewisser 
Münzsorten im Kleinverkehr. Die großen Zinsätze werden nur ver 
rechnet, und sofern dabei doch Zahlungsmittel gebraucht werden, 
schafft der Verkehr sie sich selbst. Diese Amsatz- oder Verrechnungs 
mittel sind daher eine außerordentlich elastische Größe, und gar im 
Sinne der abstrakten Rechnungseinheit ist ein bestiinmter „Geld 
bedarf" in der Volkswirtschaft überhaupt nicht festzustellen. Im 
Kleinverkehr aber kann ein Mangel an realen Zahlungsmitteln 
vor allem in Kriegszeiten entstehen, wenn solche thesauriert werden, 
ihr Zirkulationsgebiet sich erweitert, infolge von Änderungen in den 
Zahlungsgewohnheiten mehr in bar bezahlt wird oder wenn in 
folge der Preissteigerungen mehr Zahlungsmittel für die Ver 
mittlung der Amsätze erforderlich sind. Es handelt sich dabei aber 
schon nicht mehr um 100- oder gar 1000-Markscheine, sondern 
vor allem um die Scheidemünze, die kleinsten Zahlungsmittel des 
Verkehrs. Ihr Mangel kann Anbequemlichkeiten im Gefolge 
haben, die sich sehr allgemein bemerkbar machen, aber in den 
öffentlichen Erörterungen darüber und auch in der wissenschaft 
lichen Behandlung wird die Wichtigkeit der Frage gewaltig über 
trieben. 
In Deutschland freilich gewann im Weltkrieg diese Frage eine 
Bedeutung, wie es sonst nicht leicht wieder vorkommen wird. Denn 
durch den gewaltigen Amfang der von uns besetzten Gebiete gingen 
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