man Widersprüche dort findet, wo es in Wirklichkeit
keine gibt. Wir sehen, daß z. B. hei der Kontroverse
über Schutzzölle manche Autoren zu dem Resultate
kommen, daß der Freihandel für alle die Völker,
zwischen denen er besteht, die günstigsten Resultate
zeitigt, die sich unter den gegebenen Verhältnissen
dieser Völker erreichen lassen. Unter einer Reihe
von Voraussetzungen ist das nicht falsch. Aber man
kann leicht unter anderen Voraussetzungen zu dem
Resultate kommen, daß die eine oder die andere
Nation mit Schutzzöllen besser fährt. Darin liegt nun
kein Widerspruch, wenn man nur in beiden Fällen die
betreffenden Voraussetzungen genau angeben kann,
darin liegt vielmehr eine Erkenntnis, ein Resultat.
Der Laie freilich, der an abstrakte Gedankengänge
nicht gewöhnt ist, sieht nichts anderes, als daß sich
unsere beiden gedachten Autoren widersprechen, daß
der eine den Freihandel, der andere ein Schutzzoll
system für vorteilhaft hält. Es ist nun einer der
wichtigsten Zwecke staatswissenschaftlichen Stu
diums, über diesen primitiven Zustand hinaus zu
kommen und sich von allen den Schlagworten zu
emanzipieren, die auf Grund solcher Oberflächlich
keit gegen die Wissenschaft geprägt wurden. Dabei
wird man sehen, daß man allerdings nicht etwa Frei
handel oder Schutzzoll für alle Zeiten und alle Orte
schlechthin empfehlen, zugleich aber auch, daß man
ihre Voraussetzungen und ihre Wirkungsweise ganz
befriedigend darstellen kann.
Endlich sei der Anfänger auch noch darauf auf
merksam gemacht, daß eine jede bestimmte Theorie