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y treffen, um einander zu bekämpfen. Deshalb fallen
die Versuche, Kegel und Ordnung in dieses Chaos
zu bringen, die von philosophischer Seite von Zeit
zu Zeit unternommen werden, meist so schlimm aus
und deshalb sind alle die Einteiluhgen der Wissen
schaften meist nur für den befriedigend, der allen ein
zelnen Wissenschaften ferne genug steht — eine
zweischneidige Qualifikation! Und deshalb gibt es im
Grunde J^eine Sozialwissenschaft, sondern nur Sozial
wissenschaften, deren Kreise sich vielfach schneiden.
Die Sozialwissenschaften also haben sich viel
später und viel langsamer entwickelt als die Natur
wissenschaften. Erst seit nicht mehr als zweihundert
Jahren gilt auch ihnen unser Interesse. Das lag zu
nächst daran, daß die Welt der physischen Erschei
nungen schon für das naivste Bewußtsein voll Ge
heimnis ist, während wir selbst und die soziale Welt
uns zunächst nichts weniger als problematisch vor
kamen. Wir nahmen uns und die soziale Welt so hin,
als ob sie nicht anders sein könnten, und wenn uns
da überhaupt etwas interessant erschien, war es nicht
das Wesen der Dinge, sondern das Konkrete, das uns
berührte oder fesselte — Taten großer Männer z. B.,
oder große Siege, oder große Katastrophen. Homer
und Herodot — Dichter und Geschichtsschreiber —
gehen also dem spezifisch wissenschaftlichen Inter
esse, dem Interesse an genereller Wahrheit, an Er
kenntnis des Geschehens als solcher, auf sozialem
Gebiet noch viel mehr voran als auf dem der Natur
erscheinungen. Noch heute fühlen wir den Druck
dieser — an sich sehr natürlichen — Richtung