Full text: Fortschritt und Armut

1 ^8 Bevölkerung und Unterhaltsmittel. Buch II. 
eine zunehmende Bevölkerung an sie stellte. Immer ärmere Gräbereien 
mußten bearbeitet werden, bis jetzt nichts Erwähnenswertes mehr zu 
finden ist, während der regelrechte Bergbau auf Gold viel Kapital, 
großes Geschick, vervollkommnete Maschinen erfordert und ein großes 
Risiko involviert. „Pferde kosten Geld" und das mit den Salbeisträuchern 
der Nevada-Ebenen ernährte Vieh wird jetzt mit der Eisenbahn über 
das Gebirge gebracht und in den Schlachthäusern von San Franzisko 
getötet, während die Landleute ihr Stroh zu sparen und sich nach Dünger 
umzusehen anfangen, und Land unter Kultur ist, das ohne künstliche 
Bewässerung kaum drei Jahre unter vieren eine Ernte gibt. Gleich 
zeitig sind die Löhne und die Zinsen beständig gewichen, viele Leute 
sind jetzt froh, eine Woche lang für weniger zu arbeiten als sie einst pro 
Tag verlangten, und Gold wird pro Jahr zu einem Zinsfuß ausgeliehen, 
der einst nicht als übermäßig für den Monat erachtet worden wäre. 
Ist der Zusammenhang zwischen der verringerten Ergiebigkeit der Natur 
und den niedrigeren Löhnen ein Zusammenhang von Ursache und 
Wirkung? Ist es richtig, daß die Löhne niedriger sind, weil die Arbeit 
weniger Güter liefert? 
Im Gegenteil! Nicht geringer ist die Güter produzierende Kraft 
der Arbeit in Kalifornien H8?9 als l,8^9, sondern, wie ich überzeugt bin, 
größer. Und niemand, scheint mir, der in Betracht zieht, wie enorm 
während dieser Jahre die Leistungsfähigkeit der Arbeit Kaliforniens 
durch Landstraßen, Werste, Bewässerungsanlagen, Eisenbahnen, Dampf 
böte, Telegraphen und Maschinen aller Art, durch engere Verbindung 
mit der übrigen Welt und durch die aus größerer Bevölkerung sich er 
gebenden zahllosen Ersparungen zugenommen hat —< niemand kann 
bezweifeln, daß der Ertrag, welchen die Arbeit in Kalifornien von der 
Natur erhält, jetzt im ganzen viel größer ist als in den Tagen der uner 
schöpften Goldbänke und des jungfräulichen Bodens. Die Kraftzunahme 
des menschlichen Faktors hat die Kraftabnahme des Naturfaktors mehr 
als aufgewogen. Daß dieser Schluß richtig ist, wird durch viele Tatsachen 
bewiesen, die zeigen, daß die Güterkonsumtion im Vergleich zur Arbeiter 
zahl jetzt viel größer ist als damals. Statt daß die Bevölkerung fast aus 
schließlich aus Männern im besten Lebensalter bestand, besteht sie jetzt 
zu einem großer: Teile aus Frauen und Kindern, und auch andere Nicht 
produzenten haben in viel größerem Maße als die Bevölkerung zuge 
nommen; der Luxus ist viel mehr gestiegen als die Löhne gefallen sind; 
wo die besten bsäuser Leinen- und Papierverschläge waren, gibt es 
jetzt Wohnstätten, deren Pracht mit europäischen Palästen wetteifert; 
livrierte Equipagen befahren die Straßen San Franziskos und ver- 
güngungsjachten seine Bai; die Klasse, welche von ihren Renten üppig 
leben kann, ist stetig gewachsen; es finden sich reiche Leute, neben denen 
die Reichsten früherer Jahre wenig besser als arme Teufel sein würden — 
kurz, nach allen Richtungen hin finden sich die schlagendsten und end 
gültigsten Beweise dafür, daß die Produktion sowohl als auch die Kon-
	        
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