Full text: Einführung in das Studium der Konjunktur

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Einleitung. 
Fernhandels, sie waren aber doch zu geringfügig, um an dieser eben 
dargelegten Eigentümlichkeit der mittelalterlichen Wirtschaftsord 
nung Wesentliches zu ändern. 
Für den Umfang und die Art der Produktion spielte damit die 
Größe und die Richtung des Bedarfes eine weit stärkere Rolle, als 
es heute der Fall ist. Diese nahen Beziehungen von Produzenten 
und Konsumenten brachten die Wirtschaftsordnung jener Zeit dem 
Ideal einer sogenannten Bedarfsdeckungswirtschaft, wie sie heute, 
wenn auch auf ganz anderen Grundlagen, dem Sozialismus als Ideal 
vorschwebt, sehr nahe. 
Mit dem Beginn der Neuzeit vollziehen sich in diesen Verhält 
nissen sehr bedeutsame Wandlungen. Das Handwerk, das vor 
allem der Träger dieser eben kurz dargelegten Verhältnisse und An 
schauungen gewesen war, geht an Bedeutung stark zurück. Hatte 
noch das Handwerk auf der Höhe des Mittelalters einen bestimmen 
den Einfluß auf den Charakter und das Wesen des ganzen Wirt 
schaftslebens jener Zeit ausgeübt, so wird das nun mit dem Beginn 
der Neuzeit wesentlich anders. In der gewerblichen Produktion 
kommt in steigendem Maße ein Großbetrieb mit ganz anderen kauf 
männischen Grundsätzen und, im engen Zusammenhänge damit 
stehend, ein an Bedeutung stets zunehmender Zwischenhandel auf. 
Immer mehr Stufen beginnen sich so zwischen den Produzenten und 
den Konsumenten zu schieben. Damit tritt der bisherige Charakter 
der Gütererzeugung als Kundenproduktion immer mehr zurück, an 
Stelle des alten Handwerksmeisters tritt immer mehr der große 
Unternehmer, an Stelle der Kundenproduktion tritt die Produktion 
für den Markt, an Stelle einer überwiegenden Bedarfsdeckungs- 
wirtschaft tritt die Verkehrs Wirtschaft. 
Der Absatz vollzieht sich also immer weniger unmittelbar an 
den letzten Konsumenten, sondern in steigendem Maße durch Ver 
mittlung Dritter. Die engen Beziehungen, welche bisher zwischen 
Nachfrage und Angebot, Bedarf und Erzeugung, bestanden hatten, 
beginnen sich zu lockern. Der unmittelbare Bedarf erhält einen 
immer geringeren Einfluß auf den Umfang und die Richtung der 
Gütererzeugung. Die Absatzverhältnisse lassen sich damit für den 
Produzenten immer schwerer übersehen, die Wirtschaft nimmt in 
immer stärkerem Umfange den Charakter einer reinen Erwerbswirt 
schaft an. Diese Entwicklung nimmt an Umfang ganz wesentlich 
zu, als mit dem Ausgange des achtzehnten und zu Beginn des neun 
zehnten Jahrhunderts, mit dem Aufkommen des freien Wettbewerbes 
und unter dem Einfluß der großen technischen Fortschritte und Er 
findungen der Besitz von Kapital, überhaupt das kaufmännische
	        
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