160 Dritter Abschnitt. Einfluß des Konjunkturwandels und der Krisen.
sichtigter und ein unbeabsichtigter sein. Um von dem letzteren zuerst
zu reden.
Wir haben oben gesehen, daß die Diskontpolitik der Notenbanken
in erster Linie auch dazu bestimmt ist, für deren Liquidität zu
sorgen, und daß damit in erster Linie die Änderungen! des Diskont
satzes im Wandel der Konjunktur Zusammenhängen. Jede Diskont
erhöhung bedeutet nun ein Mittel, die Goldeinfuhr zu fördern und
den Goldabfluß zu hindern. Das kann einmal mittelbar, dann aber
auch unmittelbar geschehen. Mittelbar dadurch, daß eine Diskont
erhöhung lähmend auf das Wirtschaftsleben und die Produktion ein
wirkt, damit den Aufstieg der Konjunktur verlangsamt oder die
Hausse zum Stoppen bringt, damit in der oben dargelegten Weise
die Passivität der Handelsbilanz mindert, die Zahlungsbilanz bessert
und so einen günstigen Einfluß auf die Goldeinfuhr ausübt. Un
mittelbar hat aber eine Diskonterhöhung diesen Einfluß dadurch,
daß ein hoher Zinsfuß im Inlande das Ausland veranlaßt, Guthaben
dorthin zu geben. Ein solches Vorgehen muß senkend auf unseren
Wechselkurs einwirken und damit ebenfalls die Goldeinfuhr fördern.
Dabei lassen sich natürlich diese unmittelbaren und mittelbaren
Beziehungen keineswegs immer deutlich voneinander scheiden.
Diese bis jetzt besprochenen Maßnahmen sind solche, hei
welchen eine Diskonterhöhung sich aus der Konjunkturlage des be
treffenden Landes ergeben hat. Aber auch ganz unabhängig davon
kann die Diskontpolitik dazu benutzt werden, die Goldeinfuhr in ein
Land zu begünstigen und eine aus wirtschaftlichen Gründen not
wendige Goldausfuhr hintanzuhalten. Es ist dies jedoch ein Vor
gehen, das für den Kredit eines Landes äußerst verhängnisvoll sein
kann. Eine Diskonterhöhung kann auch nur vorübergehend eine
solche Wirkung ausüben, auf die Dauer ist sie ein ungeeignetes
Mittel dazu.
Noch auf ein letztes sei in diesem Zusammenhänge kurz hin
gewiesen. Es war oben gesagt worden, daß eine günstige Entwick
lung der Handelsbilanz auch die Zahlungsbilanz im Sinne einer Gold
einfuhr beeinflussen muß, wenn nicht durch die erstere entstandene
deutsche Guthaben im Auslande aus irgendwelchen Gründen dort
zurückgehalten werden. Zu diesen Gründen kann, wie schon hervor-
gehoben, eine Anlage dieser Guthaben im Auslande zählen.
Eine solche Kapitalanlage im Auslande kann ja in den allerver
schiedensten Formen auftreten. Um nur die wichtigsten zu nennen, so
gehören hierher Anlagen in fremdländischen Unternehmungen und in
fremdländischen Wertpapieren der verschiedensten Art. Der Haupt
grund einer solchen Kapitalanlage in fremden Werten beruht darauf,