2. Die private Unternehmung im Wandel der Konjunktur.
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Die große Zunahme der Ausfuhr, welche sich, wie wir oben ge
sehen haben, bei jedem starken Rückgang der Konjunktur einstellt
und die ja bekanntlich auch häufig zu sehr unlohnenden Preisen in
dieser Zeit erfolgt, ist ebenfalls ein deutlicher Hinweis dafür, welch
große Rolle derartige Kalkulationen tatsächlich oft spielen. Mit
solchen Überlegungen hängen wenigstens auch zum Teil die billigen
Auslandsverkäufe der Kartelle zusammen, das sog. Dumping, ein Vor
gang, der sich ja vor allein auch in den Zeiten von Absatzschwierig
keiten auf dem heimischen Markt zu vollziehen pflegt. In solchen
Zeiten versuchen es manche Kartelle, aber auch einzelne Unter
nehmungen, ihre Vorräte nach dem Auslande, wenn auch zum Teil
zu recht unlohnenden Preisen abzustoßen, um damit der Gefahr zu
entgehen, Teile ihrer Betriebe außer Tätigkeit setzen zu müssen, weil
der inländische Markt ihre Produktion nicht mehr aufnehmen kann.
Damit steht es dann im Zusammenhang, wenn es vorzugsweise
ganz bestimmte Industrien sind, welche in Zeiten eines schlechten
Geschäftsganges auf Lager arbeiten. Es sind in erster Linie die
kapitalintensiveren Betriebe, bei denen man diese Erscheinung beob
achten kann.
Unter solchen Gesichtspunkten ist es also auch zu verstehen, daß
es unter Umständen für den Unternehmer vorteilhaft sein kann, auch
einmal unmittelbar unlohnende Aufträge hereinzunehmen. Denn auch
ein Auftrag, der rein kalkulatorisch als einzelner für sich betrachtet,
keinen Gewinn abwirft, ja sogar verlustbringend ist, kann im all
gemeinen Durchschnitt der Gesamtproduktion durch eine dadurch
bewirkte verbesserte Ausnutzung der Betriebsanlagen die allgemeinen
Kosten so mindern, daß der Gesamtgewinn des Unternehmens
dadurch erhöht werden kann. Das folgende, frei gewählte Beispiel
soll zeigen, wie dieses gemeint ist.
Wir wollen annehmen, daß eine Fabrik von einem bestimmten
Artikel in einem Jahre 1000 Stück herstellt, daß der Selbstkosten
preis pro Stück 1000 Mark und der Verkaufspreis pro Stück
1200 Mark seien. Beim Absatz der ganzen Produktion würde
sich also ein Gewinn von 200000 Mark ergeben. Wir wollen
ferner annehmen, daß es möglich sei, bei einer Produktion von 1500
Stück die vorhandenen Betriebsanlagen so gut auszunutzen, daß sich
die Herstellungskosten für ein Stück von 1000 auf 970 Mark ver
ringerten. Ein solcher Mehrabsatz soll aber nur dadurch möglich
sein, daß die in Frage stehenden zusätzlichen 500 Stück 50 Mark
unter dem alten Selbstkostenpreis, also zu 950 M. das Stück, ab
gegeben würden. Die Gewinnverteilung würde sich dann folgender
maßen gestalten. Die Kosten würden 1500 • 970 = 1455 000 Mark, die