Full text: Einführung in das Studium der Konjunktur

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Erster Abschnitt, Die Erklärungen der Wirtschaftskrisen. 
schalt haben also wohl die Unternehmer die Macht, aber nicht 
den Willen, die Arbeiter dagegen umgekehrt nicht die Macht, aber 
wohl den Willen, ihren Verbrauch in einem der Größe der Produktion 
entsprechenden Verhältnis auszudehnen. Es muß also hier irgendwie 
ein Ausgleich geschaffen werden. Es ist deshalb für ein Land, und 
mit dieser Forderung kommt Malthus zu einer uns heute sehr merk,, 
würdig berührenden Auffassung, in diesem Zustande, also mit reichen 
Produktionskräften, notwendig, daß immer eine Klasse von Ver 
brauchern da ist, welche keine Güter erzeugt, das Angebot also 
nicht vermehrt, sondern nur als Konsument auftritt. Malthus ging 
sogar so weit, es unter diesen Umständen für wirtschaftlich vorteil 
haft zu erklären, daß eine Regierung für unproduktive Zwecke Geld 
verausgabt. 
Mit diesem Gedanken, daß in dieser auf wirtschaftlicher Frei 
heit beruhenden Wirtschaftsordnung eine allgemeine Überproduk 
tion möglich sei, hatte Malthus, das war kein Zweifel, entsprach 
aber auch manchen anderen Anschauungen von ihm, an jener oben 
dargelegten optimistischen Auffassung der individualistischen Na 
tionalökonomie stark gerüttelt. Gegen Malthus wandte sich deshalb 
vor allem der Franzose J. B. Say, welcher diese optimistische Auf 
fassung, wie sie an den Namen von Adam Smith anknüpfte, noch 
mit aller Entschiedenheit vertrat. Er leugnete die Möglichkeit einer 
allgemeinen Überproduktion. 
Es handelt sich hierbei um Says berühmte Lehre von der 
Theorie der Absatzwege, die sich lange Zeit eines sehr großen An 
sehens erfreut hat und auch neuerdings noch Anhänger zählt. Say 
vertrat den Gedanken, daß Produkte nur mit Produkten gekauft 
werden können, und daß das zum Einkäufe dienende Geld doch erst 
aus dem Eintausche mit irgendeinem anderen Produkte herrühren 
muß. Die bloße Tatsache der Neuschaffung eines Produktes muß 
deshalb sofort, wie sie erfolgt ist, für andere Produkte einen Absatz 
herbeiführen. In der Gesamtheit muß also dieser Lehre nach, das 
Angebot auf dem Warenmärkte mit der Nachfrage immer überein 
stimmen. Daraus folgerte Say, daß eine allgemeine Überproduktion 
in einem Lande etwas ganz Unmögliches, ja ganz Undenkbares sei. 
Absatzstockungen, welche Say natürlich angesichts der offenkun 
digen Tatsachen nicht in Abrede stellen konnte, können also niei- 
mals von einem Zuviel an Produkten herrühren, sondern sind „das 
bloße Resultat einer Anpropfung von Gütern in einem oder mehreren 
der Industriekanäle; daß alsdann in diesen Kanälen eine größere 
Menge jener Produkte steckt, als der allgemeine Bedarf erheischt, 
und daß dies immer daher rührt, daß andere Kanäle, weit entfernt
	        
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