Fünftes Kapitel.
Vertriebsförderung‘‘.
1. Die Vertriebstechnik.
Insoweit die Reklame Mittel der Kundenwerbung ist, erscheint sie nur
als Teil eines höheren Ganzen, als Glied in der Kette der Maßnahmen
zur Vermittlung des Verkehrs und Förderung des Vertriebes. Sie gehört
damit zum Bereiche des Gegenstückes der Produktionstechnik, nämlich
der Vertriebstechnik, die sich mit zweckmäßiger, lohnender Ein-
richtung sowie Ausdehnung des Absatzes befaßt.
Ist es nun Aufgabe der Erzeugungsarbeit und ihrer Technik, daß gut
und wohlfeil produziert werde, so bildet es hingegen die Bestimmung
des Vertriebes, die Waren den Verbrauchern in einer ihren Bedürfnissen
entsprechenden Weise zuzuführen. Die auf Behauptung und Ausdehnung
des Absatzes abzielende Kunst ist allerdings nicht bloß darauf gerichtet,
diese Aufgabe in der volkswirtschaftlich angemessensten Art zu erfüllen,
sie treibt vor allem auch dazu, den Anteil des eigenen Unternehmens an
der Bedarfsdeckung möglichst zu steigern, und zwar ohne Rücksicht
darauf, ob sich damit für die Allgemeinheit ein Vorteil verbindet, und
läßt unter Umständen selbst zu Kunstgriffen und Reizmitteln Zuflucht
nehmen, die gegen die Bedürfnisse der Volkswirtschaft verstoßen.
Diese Erwägung stimmt mit dem überein, was bereits über die Re-
klame ausgeführt wurde (vgl. S. 86). Wenn sie vorangeschickt wird,
so bezweckt dies nicht, Mißgunst gegen die Vertriebstechnik zu er-
wecken, sondern zur Entbehrlichmachung von Wiederholungen im ein-
zelnen darzutun, daß trotz der hier durchzuführenden gleichmäßigen
Betrachtung vieler Seiten der Vertriebstechnik nicht allen ihren
Äußerungen vom volkswirtschaftlichen Standpunkt aus der nämliche
Wert beigemessen werden soll.
Der verschärfte Wettbewerb hat die Entwicklung der - Vertriebs-
technik mächtig gefördert: fortgeschrittene Verkaufsweisen setzten an
einzelnen Stellen ein, breiteten sich aus, wurden, als der Erfolg durch
die Verallgemeinerung nachließ, durch kräftiger wirkende oder den Reiz
1 Vgl. zu dem Folgenden die Ausführungen von Schär, Allgemeine, Handels-
betriebslehre I (3. Aufl., 1919) über die Konkurrenz um den Absatz, insbesondere
über die subjektiven Mittel.