Full text: Die hygienischen Verhältnisse der Insel Formosa

13. Kanalisation. 
E ine gewisse Kanalisation hat in Formosa schon seit längerer 
Zeit bestanden. Ihre Ausführung war im ganzen ziemlich 
einfach, nur in einigen Städten des Südens, z. B. in Tainan, 
gab es bereits vor hundert J ahren Kanäle, die man auch vom heutigen 
Standpunkt noch als sehr gut bezeichnen muß. Sie wurden jedoch 
ebenso sehr vernachlässigt wie die anderen. So kam es, daß allent 
halben die Abwässer der Haushaltungen eigentlich sich selbst über 
lassen blieben. Es sickerte also fortwährend schmutziges Wasser in 
die Erde, so daß ein unbeschreiblich ekelhafter Zustand herrschte. 
Das Generalgouvernement beschloß daher, möglichst bald für die 
Anlage öffentlicher und privater Abzugskanäle zu sorgen. Da man 
zunächst eine für die Verhältnisse der formosaischen Städte geeignete 
Art der Kanalisation ermitteln mußte, wurde W. K. Burton, der 
konsultierende Ingenieur für hygienische Bauten, beauftragt, die 
Städte der Insel zu besuchen, dann Informationsreisen nach den 
europäischen Kolonien in Asien zu unternehmen und darauf ein 
geeignetes Projekt auszuarbeiten. Man hatte hierbei begreiflicher 
weise zunächst an die Hauptstadt Taihoku gedacht, und so war denn 
auch die Denkschrift Burtons, der übrigens die Kanalisationsverhält 
nisse in Singapur zugrunde gelegt waren, völlig auf Taihoku zu 
geschnitten. 
Die Schrift Burtons sagte etwa das Folgende: 
Da es in Taihoku stark regne, die Lage des Stadtgebietes aber 
nur ein sehr geringes Gefälle ermögliche, werde ein unterirdisches 
System im Unterlaufe zu tief in die Erde hinuntergetrieben werden 
müssen; das werde viel zu hohe Baukosten erfordern, auch technisch 
große Schwierigkeiten bereiten, und außerdem würden dann die 
Hausanschlüsse so teuer sein, daß die ganze Anlage mit den 
wirtschaftlichen Verhältnissen der Bevölkerung nicht in Einklang 
stehen werde. Sodann sei die Einwohnerzahl der Stadt nur von 
mittlerer Größe; ebenso sei der Verkehr in den Straßen nur mäßig
	        
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