Solvay-
Prozess
man glauben konnte, niemand könne ihm seinen Welt
besitz streitig machen.
Da gründete der Belgier Ernest Solvay*) auf die
Unlöslichkeit des Natriumbicarbonats in Salmiaklösung
das nach ihm benannte Ammoniaksodaverfahren, das
in der zweiten Hälfte der siebziger und anfangs der
achtziger Jahre in raschem Siegeslauf gegen den Leblanc-
Prozess zu Felde zog, um ihm bedeutende Gebiete des
Weltmarktes zu entreissen.
Der unter grossen technischen Schwierigkeiten
durchgeführte Solvay-Prozess konnte billiger ar
beiten, da das an Stelle von Schwefelsäure zur Um
setzung des Kochsalzes verwendete Ammoniak durch
einen Kreisprozess immer wiedergewonnen wurde; er
verlief ferner bei niedrigen Temperaturen und ver
brauchte deshalb nur die Hälfte der Kohlen; auch ging
er nicht von festem Steinsalz aus, sondern von einer
Kochsalzlösung, die an vielen Orten direkt aus der Erde
gepumpt werden kann und daher viel wohlfeiler ist, als
das im Bergbau oder in der Saline gewonnene Salz.
Allerdings hatte das neue Verfahren einen unver
besserlichen Fehler: es konnte aus dem Chlornatrium
nur das Natrium verwerten, nicht aber das Chlor, das
in Form von Chlorkalziumlösung ein unverwendbares
Nebenprodukt bildete. Diesem Umstande verdankte der
*) Die erste Ammoniaksoda-Fabrik baute Solvay vor 50 Jahren
(1863) in Gouillet bei Brüssel mit einem Kapital von 136 000 Fr.
Gegenwärtig werden von der Gesellschaft Solvay & Cie. und ihren
zahlreichen Schwester- und Tochtergesellschaften in Belgien,
Deutschland, England, Frankreich, Italien, Spanien, Oesterreich-
Ungarn, Russland und Nordamerika 35 000 Arbeiter und Beamte
beschäftigt. Während der letzten 50 Jahre fiel der Sodapreis
von 320 M. auf 80 M.
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