Full text: Der Brotwucher

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Sebäcforten ungefähr die Hälfte ihres AWbfjabpreifes, e8 findet ein Schwankensbe8” 
Brotpreifes (nad dem Gewichte berechnet) fajt biz zum Doppelten je nach der Kaufı 
jtelle ftatt. € entiteht daher naturgemäß die Frage, was muß ein Leichtausbacdfender 
Bäder gewinnen, da gewiß auch der jhwerausbadende jein Auskommen findet. Kein 
Wunder daher auch, daß das Sinken der Getreidepreije dem Landwirte erheblichen 
Verluft, dem Publikum Keinen Nußen bringt und nur die Tajdhen der Zwildhenper- 
jonen füllen hilft. Die Wiener Bäder und ihr pubfiziftiidhes Organ Haben fih zwar 
in der Ießten Zeit wiederholt genötigt gefehen, die Brotfrage zu behandeln; was aber 
auf diefer Seite in Anregung gebracht wurde, betrifft lauter Dinge, die für die Bäcker 
jeloft von unzmwmeifelhHaftem großem Vorteile wären, für das Publikum Hingegen nur von 
geringem oder jehHr mittelbarem Interefje; fo die Verkürzung der Anteile der Mittels 
berjonen, Abftelung des Gebäcsumtaujhes und anderes mehr, Ale diefe Borfhläge 
umgehen, wie leicht einzufehen, den Kern der Frage: Die übermäßige Höhe 
der Bäderprofite. Daß dem fo jet, it nach dem früher Angeführten nicht zu bes 
zweifeln; die gemeine Volfsmeinung hat e8 überdies Jhon längijt bejaht. Die Hieraus 
erwachfenden Übeljtände werden noch dadurch verjhärft, daß felbjt bei angemeffenem 
Gewinn die Differenz zwijdhen Rohftoff und Brotpreijen wegen des rationellen Be« 
triebe8 der Müllerei und des Bädergewerbes zu Hoch ausfallen müßte.“ (Schon Karl 
Marz erwähnt in feinem „Kapital“ dieje Kategorien. Die Londoner Bäder warfen 
ih gegenfeitig Shmußkfonfurrenz vor. In Wahrheit waren fie alle eine 
ander wert — Ehrenmänner, ob fie daz Brot mehr oder weniger untergewichtig 
und verfälfcht abgaben, mit mehr oder weniger unbezahlter MehHrarbeit. — S, RK) 
„E3 leiden endlich bei dem heutigen Stande der Dinge geradezu die HugienijhHen An- 
forderungen, notorijdh ift der erbärmlicdhe Zujtand der Bäcderlokale, notorijh daz Kneten 
des Teiges mit den Händen und Füßen ftatt mit einer Anetmafchine und anderes 
mehr. Alle8 dies muß eine Änderung erfahren und die Brotfrage muß einer Löjhung 
zugeführt merden. € müffen aljo fir die verfchiedenen Brotjorten vernünftige Preife 
eingeführt und demnach die Gewinne der Bäcker auf jenes Wiaß reduziert werden, 
weldje8 ihren Leiftungen entjpricht. Auf weiche Weife die Brandjhabung des Publikums 
gejteuert werden Kfönne, ijft natürlich feine einfache Sache zu fagen; nötig {ft vor 
allem, daß fih das allgemeine Intierejfe diejem Gegenftande zuwende, 
daz Publikum die Bäder zu kontrollieren anfange und bei jenen Kaufe, 
welche verhältnismäßig billigere Ware Kiefern. Daneben ift die Einführung einer Brot: 
taye, die Belebung der Konkurrenz durch mit Gemeindemitteln Herzujtellende Brot 
jabrifen in Erwägung zu ziehen, Energijhe Mittel find gegenüber der Heutzutage 
geradezu dreiften Ausbeutung der Bevölferung durch eine Handvoll Verionen am 
Plage.“ 
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Da3Z Könnte heute gejdhrieben fein, es ifjt mehr al8 eine bloß DHifto- 
rifche RNeminiSzenz, an die Sozialpolitifer von damal3 zu erinnern. Denn 
die Sozialpolitifer von Heute, weldge den Kofjumentenihuß in Erbpacht 
genommen zu haben vorgeben, find |marte SGefjchäftsleute geworden, die 
über die Brotjrage ganz anders denken. Sie, die bei jeder Gelegenheit den 
Namen Karl Marx in den übervollen Mund nehmen und mit defjen 
Nachlaß einen betriebfjamen Handel eröffnet Haben, machen e8& genau [o mie 
die Bäckermeifter der Uchtziger- und Neunzigerjahre: fie fuchen die Spuren
	        
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