Full text: Die Münzwirren und Heckenmünzen in Oberschwaben um die Wende des 17. Jahrhunderts

Die Münzwirren und Heckenmünzen in Oberscliwaben. 
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handlungen harte Worte Uber sich ergehen lassen müssen. Diese Kundgebung des 
Kreistages schlug dem Fasse vollends den Boden aus. Der Kurswert der Ravens 
burger Münze sank immer tiefer 1 ) und schließlich gab der Rat seine Bemühungen, 
den Kurs zu halten, auf, damit nicht sämtliche von ihm ausgegebenen Münzen wieder 
nach Ravensburg zurückwandern möchten. Den 19. Juni 1702 teilte er dem Rat 
von Lindau mit, er habe angeordnet, daß seine Bürger keine kupfernen Pfennige, 
auch keine Ravensburger, mehr anzunehmen brauchten; wenn die benachbarten 
Orte dieselben wieder nehmen werden, dann wolle man sie zu Ravensburg 
auch wieder annehmen. 
Das alles hielt die Ravensburger Stadtväter keineswegs ab, allen auswärtigen 
Abmahnungen zum Trotz das Münzen fortzusetzen; sie glaubten, wenn sie jetzt mit 
ganz neuen Sorten erschienen, daß diese vom Verkehr würden aufgenommen 
werden. Es waren dies silberne Halbe- und Viertelkreuzer. Erst nachdem jede 
Möglichkeit geschwunden war, weitere Abnehmer für diese zu finden, stellte der 
Stadtrat im Sommer 1704 das Münzprägen ganz ein. 
Der Reingewinn, den die Stadt mit ihrem Münzgeschäft gemacht hatte, belief 
sich auf etwa 1G.Ü00 fl., der Schaden aber, den die Bevölkerung der Gegend 
dadurch erlitt, nur so weit er ein unmittelbarer und berechenbarer ist, mindestens 
auf das Drei- bis Vierfache. Am schwersten benachteiligt durch solche Münze, 
sowohl durch die ravensburgische und lindauische, als durch die anderer Städte und 
Herren, wurden gerade diejenigen Personen, welche den betreffenden obrigkeit 
lichen Münzverordnungen gehorsam nachgekommen waren. 
Die ravensburgischen Kupferpfennige hatten jetzt gar keinen Wert mehr, die 
Silberkreuzer und Halbbatzen der Stadt nahm die Ravensburger Stadtkasse von da 
ab zunächst den Gulden zu 40 kr., also zu zwei Dritteilen des Kennwertes an (zum 
Zweck der Umprägung in Halbe- und Viertelkreuzer); aber eineinhalb Jahre später 
konnte das Uberlinger Rentamt ebenfalls zum Einschmelzen einen großen Posten 
Ravensburgej- Kreuzer um ,22 kr. für den Gulden ankaufen. 2 ) Dem Schwäbischen 
Kreis und den oberdeutschen Münzprobationstagen machten die Ravensburger 
Kreuzer und Halbbatzen noch manches Jahr zu schaffen durch Verrufserklärungen, 
die man darum erlassen mußte; so noch 1726,1730 und 1732. (Siehe J. Cli. Hirsch, 
Des Deutschen Reiches Münzarchiv 1756—1768, Bd. VI, 115.) 
IV. 
Daß die Obrigkeit der Reichsstadt Überlingen am Bodensee sich im Herbst 
1693 nach dem Beispiel Ravensburgs entschloß, Kupferpfennige zu prägen, 3 ) hängt 
0 Im gewöhnlichen täglichen Handel und Wandel umging man das Agioverbot gern in der 
Form, daß der Käufer fiir sein Kupfergeld einfach eine entsprechend geringere Warenmenge 
empfing oder von vornherein einen höheren Preis angesetzt erhielt, als derjenige, welcher in gutem 
Gelde zahlte. 
2 ) Vgl. unten VII, S. 23. Somit fiir nicht viel über ein Drittel des Ausgabewertes, was 
immerhin merkwürdig ist, da das in diesen Kreuzern enthaltene Feinsilber auf alle Fälle um ein 
Ziemliches mehr wert war und die Kosten der Scheidung des Silbers von dem Kupfer bei der 
Uberlinger Verwendungsweise wegfielen. 
3 ) Überlinger Ratsbeschluß vom 1. Dezember 1693: „Als haben meine Herren reaolviert, 
aus Kupfer Pfennige gleich andern Orten und Reichsstädten machen zu lassen, welche wenigstens
	        
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