Früchte htneinbitz und sie dann fortwarf. Der Kavalier muß selbst
redend, so bemerkt sie nachher, alle Früchte bezahlen. „Das sind
so kleine Nebensporteln, wenn man mit dem Oberkellner gut steht,
und zehn Prozent oder je nachdem von der Zechrechnung abkriegt."
Ja, sie sind Wohl in den Tanzlokalen gelitten, die unersättlichen
Schläuche unter den Prostituierten! Explodiert irgend eine Flasche
Sekt am Tische der alten Herren, so zieht die Süßigkeit des zischenden
Schaumweins einen ganzen Riesenschwarm von Prostituierten an.
Hans Oswald schildert einmal eine Alltagsszene in einem vornehmen
Berliner Tanzlokal. Zahlreiche Dirnen drängen stch um zwei
zechende alte Herren. „Aber plötzlich sind die alten Herren ver
lassen. Sie hörten vom Kellner ihre Zeche. Und verbaten sich
weitere Sektflaschen. Da liefen die Mädchen zu jüngeren Herren.
Allzuviel junge Männer sind ja nie in solchen Balllokalen. Die
haben nicht das Geld dazu: 3 bis 5 Mark Eintritt, Garderobe
1 Mark, Sekt 15 bis 20 Mark die Pulle. Da muß man was hinter
sich gebracht oder sich den richtigen Vater ausgesucht haben."
Schnorrende Dirnen umkreisen die Eingänge der Tanzlokalitäten
beim Schluß der Festlichkeiten. Doch sie schwingen die Bettelsäcke
eigentlich nur für den Wirt, den Garderobier, den Portier, den
Kellner usw. Lebenswahr hat Hans Oswald in seinen „Berliner
Tanzlokalen" eine solche widerwärtige Bettelszene geschildert. „Vorn
am Eingang," schreibt er, „stehen die drei ersten Herren. Sie haben
sich doch vor dem Kellner geniert, den ganzen Abend bei einer ein
zigen Flasche zu sitzen. Doch hier werden sie um Cognaks, um
Blumen, um Fächer bestürmt, bis schließlich der eine mit dem nach
denklich-nüchternen Blick die Mädchen abfragt, was sie von all dem
Zeug haben. „Nichts." Da ist er entrüstet, daß sie nur für andere
sorgen, den Wirtweich machen und sich zu Animiermädchen hergeben.
Draußen wird noch um die Mark zur Garderobe gebettelt. Und
um die Mark für die Droschke. Und um ein Trinkgeld für den
Portier. Und um einen Kaffee — um ein Glas Bier. Alle betteln."
So Oswald. Und auf die Dirne, die dauernd in den eleganten
Tanzlokalitäten verkehren will, wird von den verschiedensten Seiten
so mancher sanfte und unsanfte Druck ausgeübt, damit sie sich in
ein Reservoir für Getränke verwandelt.
Der letzte Rest von Seele, den sich die völlig zu Fleisch gewordene
Prostituierte noch erhalten hat, verfällt selbst der Ausbeutung. Mit
elementarer Kraft regt sich in der Prostituierten noch die Liebe zum
Manne, das Bedürfnis nach einem festen Anschluß an einen Mann.
Der Zuhälter ist nun der Ehemann der Prostituierten, et ist nicht
ihr Geschäftsagcnt und nicht ihr Exekutor für den etwa zwangsweise
einzutreibenden Mtnnesold. In der Wohnung der Prostituierten
würde er sich Nur bei der Ausübung ihres Gewerbes lästig machen,
er würde die Kundschaft der Dirne durch seine Anwesenheit in ihrer
Wohnung verjagen. Während sie ihrem Geschäfte lebt, trinkt und
spielt er in irgend einer Kaschemme. Eine Prostituierte zeichnete