Full text: Untersuchungen über das Versicherungswesen in Deutschland

Einleitung. 
9 
nie hinausgekommen. Auch der vorliegende Band wird die Frage nicht be 
antworten. Einigermaßen ausreichende Untersuchungen über die tatsächliche 
Verteilung der sozialen Versicherungskosten erfordern so weitgehende 
Einzelforschungen, daß sie im Rahmen dieser Sammlung nicht erfolgen 
konnten und auf später verschoben werden mußten. Immerhin werden auch 
die folgenden Arbeiten manches für diese Frage Erhebliche beibringen. 
Das ist wichtige weil auch die Antwort auf die Frage, wieviel von 
den Versicherungskosten aus den Konsummitteln des Volkes stammt und wie 
viel aus den Produktionsmitteln, von der Vorfrage abhängt, wie und von 
wem die Kosten letzten Endes aufgebracht werden. Heute haben wir gar 
keine Antwort darauf, sind auf ganz vage Schätzungen angewiesen. Die 
hier vorliegenden Untersuchungen werden uns eine bessere, zuverlässigere 
Schätzung erlauben und damit einen dankenswerten Beitrag zur Beurteilung 
der Verschiebungen bieten, die im Verhältnis von Produktionskraft und 
Kaufkraft durch die Versicherung vor sich gehen. 
Ebenso wichtig und bisher in der Literatur mehr beachtet ist die Gegen 
frage nach dem Verbleibe der durch Prämien gesammelten Milliarden. 
Sie fließen zunächst in einer Anzahl von gewerblichen, gemeinnützigen oder 
öffentlichen Anstalten zusammen, welche das Versicherungsgeschäft betreiben. 
Hier teilen sie sich in zwei große, allerdings verschieden große Ströme: 
die Versicherungsleistungen und die übrigen Aufwendungen. Zugleich er 
fahren sie eine Verstärkung durch zwei Zuströme: Zinseinnahmen und 
Polieenverfall'. über die Größe dieser verschiedenen Ströme können wir 
nach den bisherigen Veröffentlichungen, die sich immer auf bestimmte Arten 
von Versicherungseinrichtungen beschränken, kein Gesamturteil uns bilden. 
Und doch ist eine Kenntnis der hier in Betracht kommenden Gesamtsummen 
erforderlich, wenn man die volkswirtschaftliche, im besonderen die finanzielle 
Bedeutung des Versicherungswesens beurteilen will. 
Rach der Berufszählung von 1907 gehörten zur Berufsgruppe XXI 
Versicherungsgewerbe über 64 000 Erwerbstätige, 7000 Dienstboten und 
81000 Angehörige, zusammen fast 149 000 Personen. An Haupt- und 
Nebenberufsfällen zusammen wurden 106 000 ermittelt. Seit 1895 haben 
sich die Zahlen nahezu verdreifacht. Dazu kommen noch zahlreiche Reichs-, 
Staats- und Gemeindebeamte, die nicht als Glieder des Berufes Versiche 
rungsgewerbe gezählt sind, aber durch die Verwaltung öffentlicher oder Be 
aufsichtigung privater Versicherungseinrichtungen ganz oder teilweise in An 
spruch genommen werden. Die Bezahlung dieser mehr als 100 000 Per- 
1 Kleine Abweichungen müssen und können hier unberücksichtigt bleiben.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.