Full text: Der öffentliche Haushalt Hamburgs im 15. und 16. Jahrhundert

Der öffentliche Haushalt Hamburgs. 
wurden hauptsächlich von Sonderwirtschaften bestritten), die 
öffentlichen Ausgaben dafür stehen fast ausschließlich unter 
den genannten allgemeinen Rubriken. Infolgedessen werden 
wir von diesen Einrichtungen aus den Kämmereirechnungen 
nur ein sehr dürftiges Bild erhalten können”). 
Eine letzte wesentliche Eigentümlichkeit der damaligen 
Wirtschaft war das Fehlen eines Voranschlags wegen der 
Unsicherheit vieler Einnahmen und der Natur der Ausgaben, 
Die Städte besaßen damals in ihrer Verwaltung ein weit- 
gehendes Maß von Unabhängigkeit, und es kam für sie in 
viel höherem Maße als für die heutigen Kommunalverbände 
der Grundsatz der Staatswirtschaft zur Geltung: daß die 
Ausgaben maßgebend für die Einnahmen sein müssen. Gerade 
die außerordentlichen Ausgaben, namentlich die politischen, 
waren es, welche den wesentlichsten Einfluß auf die Gestal- 
tung des öffentlichen Haushalts ausübten und die einerseits 
nicht in ihrer Höhe vorauszusehen, andrerseits aber nicht 
zu vermeiden waren, wenn die Städte nicht auf Selbständig- 
keit überhaupt verzichten wollten. 
Die geschilderte Verfassung des Finanzwesens bestand 
ohne große Änderung mehrere Jahrhunderte fort und erfuhr 
erst um die Mitte des 16. Jahrhunderts eine wesentliche 
Umformung. Nachdem die Bürgerschaft schon mehrmals 
vergeblich versucht hatte, Einsicht und Kontrollbefugnis über 
die Finanzverwaltung zu erlangen, setzte sie im Jahre 1556, 
als der Rat des Schmalkaldischen Bundes wegen neue Zu- 
lagen forderte, durch, daß aus jedem Kirchspiele 5 Bürger ge- 
wählt wurden, die mit je weiteren 5 Bürgern eine Rechnungs- 
ablage über die Einnahme und Ausgabe in Bundessachen 
entgegennehmen sollten. Aber diese sowohl als andere später 
gewählte Bürgerausschüsse vermochten nicht in Frieden mit 
dem Rate auszukommen, und der Streit endete damit, daß 
') Vgl. BÜCHER, Frankfurt S. 13. 
*) Über Armenwesen und Sittlichkeit vgl. SCHÖNFELDT und die dort 
angegebenen Schriften.
	        
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