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Eine wenigstens annähernd in der Wirklichkeit existierende
Proportion dieser Art ist also eine der materiellen Voraussetzungen
der Ricardoschen „Hypothese“. Von einer Substitution von
Kapital und Arbeit gegeneinander wird nicht gesprochen, und wenn
auch Kapital als vorgetane Arbeit aufgefaßt wird, so wird zwar die
verschiedene Dauer solcher mittelbaren Arbeit erwähnt, aber nicht
als Hinderungsgrund für die Theorie des natürlichen Preises auf-
gefaßt ?).
Die in der eben genannten schon enthaltene, hier entscheidende
materielle Voraussetzung Ricardos für seine radikale Reduzierung
aller empirischen Differenzierungen von Arbeit (verschiedene Ar-
beitsqualität und -Intensität) und Kapital. (verschiedene Kombi-
nationen von stehendem und umlaufendem Kapital und damit
Verschiedenheit der Dauer, d. i. des Abnutzungsgrades) ist aber
diejenige der freien Konkurrenz, der deus ex machina zur Nivel-
lierung der Tauschwerte.
Nur innerhalb eines Konkurrenzgebietes der Produktions-
faktoren Kapital und Arbeit ist die Theorie des natürlichen Preises
überhaupt möglich. Denn erst durch die freie Konkurrenz werden
Lohnsatz und Profitrate zu durchschnittlichen Größen, gelangen
Kapital und Arbeitsaufwand in ein proportionales Verhältnis, indem
der Arbeitsaufwand durch den „natürlichen“ Lohn — jene kon-
stante Größe, die von Ricardo teils aus der Arbeitsmenge, teils
aber auch aus dem Werte der Arbeit (Lebensunterhalt) erklärt
wird — bezahlt wird.
Noch einmal machen wir hier auf den logischen Fehler Ri-
cardos aufmerksam, den wir oben als eine Verwechselung von
Fiktion und Hypothese bezeichneten. Tatsächlich bleibt in der
Ricardoschen Theorie das Problem der Preisursache, also die
Frage nach dem Realgrund des Preises unberührt. Was Ricardo
als Realgrund irrtümlicherweise ansieht, ist nur Maßstab, und wenn
er in einer anderen Äußerung den Produktionspreis in Lohnsatz
und Profitrate zerlegt und den Lohnsatz wiederum aus den Lebens-
haltungskosten ableitet, dreht er sich im Kreise.
Wie dem auch sei, wir sehen: ohne die Annahme freier Kon-
kurrenz ist die Theorie des natürlichen Preises wenigstens auf keinen
Fall haltbar. Ihre sonstige Möglichkeit angenommen, hat sie selbst
dann nur einen äußerst beschränkten Erklärungswert. Für die
Wirklichkeit ergeben sich, wie Boehler richtig bemerkt, Modi-
1) Vgl. Amonnz a.a. 0. 5.38.