Full text: Kritischer Beitrag zur Theorie des internationalen Handels

— 2) — 
Indem Mill nunmehr dieses einfach beschreibende Beispiel 
variiert, bemüht er sich, die Gründe für die Bestimmung dieser 
Gleichgewichtslage aufzudecken. Er läßt zuerst die Voraussetzung 
fallen, daß die nachgefragten Mengen der beiden Länder über- 
einstimmen!). Fordert England bei dem Preise 10: 17 aus irgend- 
welchen?) Gründen nur 800 Ellen Leinen, so wird die Nachfrage 
Englands, die wir zugleich als angebotene Menge Deutschlands 
aufzufassen haben, nicht ausreichen, um den gleichgebliebenen 
Bedarf Deutschlands von 1000 Ellen Tuch zu bezahlen. Die Nach- 
frage Englands nach Leinen muß deshalb, will Deutschland seinen 
Bedarf nicht wesentlich kürzen, durch eine Preissenkung des Leinens 
angeregt werden. Da diese Preissenkung zugleich eine Verteuerung 
des Tuches bedeutet, ist zu erwarten, daß die Nachfrage Deutsch- 
lands eine gewisse Reduzierung erfährt. Nehmen wir nach Mill 
an, daß sich die Preissenkung des Leinens auf der Basis einer Re- 
lation von 10: 18 vollzieht, so wird England etwa 900 Ellen Leinen, 
Deutschland etwa 900 Ellen Tuch anfordern. Die Gleichung lautet 
dann: 900 X 10 = 900 X 189). 
Bevor wir uns die Bedeutung dieses Zahlenbeispiels klar 
machen, müssen wir uns auf zwei wichtige Voraussetzungen be- 
sinnen, von denen Mill hier nur die zweite ausdrücklich erwähnt. 
In dem einfachsten Fall zweier Länder, die mit nur zwei Waren 
tauschen, macht Mill nämlich die Unterstellung, daß 
[. trotz der mit der Eröffnung des Handels sich in jedem der 
Länder vollziehenden Konzentration der Produktions- 
mittel auf die Herstellung nur einer Ware, die Kosten 
bzw. die Leistungen pro Kapital und Arbeitseinheit die 
gleichen bleiben“), 
2. die Nachfrage nach einer Ware, d. h. die Menge, die Ab- 
satz finden kann, „den Preisen entsprechend“ schwankt 5). 
1) Vgl. Mill, a.a.O. S. 128. 
2) Über diese „irgendwelchen Gründe“ bekommen wir nachher Aufschluß und 
zwar dort, wo Mill sich bemüht, die Nachfrage eines Landes in ein Abhängigkeits- 
verhältnis zu den durch Aufgabe der Produktion des importierten Gutes freigesetzten 
produktiven Kräften zu setzen, 
3) Vel. Mill, a.a.0. S. 128. 
4) Diese viel angegriffene Annahme behält Mill in allen Beispielen bei. Wir 
kommen darauf später zurück, 
5) Vgl. Mill, a.a.0. S, 127: „The demand for a commodity, that is, the 
quantity of it which can find a purchaser, varies, ... according to the price. 
3C
	        
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