Provisorium nicht hinaus: Nach einer Statistik des Landwirtschafts-
ministeriums sind von den‘ 65111 Chacras, auf denen in den ‚Provinzen
Buenos Aires, Santa F6, Cördoba, Centre Rios und im Territorium Pampa
Central Weizen, Lein, Hafer, Gerste, Roggen nnd Mais gebaut wird, 43 565
oder 66,9 % verpachtet und nur 21 546’ werden‘ von den Besitzern selbst.
bewirtschaftet. Hieraus ergibt sich ohne weiteres die große Bedeutung, die
eine Besserung der Wohnungsverhältnisse der Pächter für die Konsolidierung
des Bauernstandes haben würde, sei es daß sie auf Grund des eingebrach-
{en Gesetzentwurfes oder durch andere Maßnahmen in die Wege geleitet wird.
Ansiedlung Mit besonderer Aufmerksamkeit verdienen die von der Südbahngesell-
m RI schaft: im Tal des Rio Negro ausgeführten Bewässerungsarbeiten verfolgt
. zu werden, da sich jene Gegend ihren natürlichen Vorbedingungen nach
hervorragend für die Ansiedlung deutscher Einwanderer eignet. Die Mittel
für die Fertigstellung des Bewässerungskanals bis zum 72. km wurden
durch‘ Dekret vom 15. Juli in Höhe von 2700 000 $ angewiesen. Im An-
schluß daran dürften einige Angaben eines im Rio Negrotale angesiedelten
Deutschen interessieren, die einem uns zur Verfügung gestellten Privat-
briefe entnommen: sind. Dieser Herr besitzt ungefähr 1000 ha von denen
er vor einigen Jahren die ersten 200 zum Preise von 250 $ m/„ per ha kaufte.
Im nächsten Jahre mußte er bereits 350 $ anlegen und der heutige Preis
der Ländereien dürfte je nach der Lage zwischen 350 bis 600 $ anzunehmen
sein. Die ersten 200 ha sind mit Weinreben bepflanzt, die in diesem Jahre
Pfähle und Draht bekommen; auf einem Teil des anderen Landes ist Alfalfa
angebaut. Der Besitzer, der früher in Mendoza ansäßig war und dort
in seinen Weinbergen 400 Ztr. oder 60 Bordolesen Wein per ha gewann, glaubt
sicher damit rechnen zu können, auf dem jungfräulichen guten Boden des
Rio Negrotales und bei dem für den Weinbau sehr günstigen Klima die
gleichen Erträgnisse zu erzielen. In Mendoza wird der Liter Wein mit
0,15'$ verkauft, am Rio Negro kommt er zuzüglich Steuer und Fracht auf
0,30 $. Der Besitzer der jungen Weinberge arbeitet somit mit guten
Gewinnaussichten, da er durch die von Bahia Blanca über Neuquen nach
der chilenischen Grenze führende Bahnlinie ein sicheres Absatzgebiet
besitzt 'und voraussichtlich gerade bei Fertigstellung des Bahnbaues in der
Lage sein‘ wird, den ersten Wein zu liefern. Vorläufig wird noch mit einer
primitiven Bewässerungsmethode gearbeitet, doch wird sich dies ändern,
wenn in ungefähr zwei Jabren das gewaltige im Bau befindliche Werk der
Talsperre des Rio Neuquen, zu welchen der oben erwähnte Bewässerungs-
kanal gehört, fertiggestellt sein wird. Die Südbahngesellschaft, welche
das Werk für Rechnung der Regierung ausführt, hat das größte Interesse
an einer schnellen Fertigstellung, denn sie hat bereits 12 500 ha Land in
jener Gegend erworben und versucht auch das beschriebene Besitztum an
sich zu bringen. — Es wäre sicherlich zu bedauern, wenn das aus deutscher
Unternehmungskraft‘ erwachsene Unternehmen einmal in englische Hände
überginge.
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