Landwirtschaft.
In dem kürzlich erschienenen Bericht des Ackerbauministeriums, über Bericht des
seine Tätigkeit im Jahre 1912 wird der Gesamtertrag des argentinischen N ns
Bodens im Vorjahre auf 1230 Millionen Pesos Gold geschätzt. Die an-! „für 1912.
gebaute Bodenfläche umfaßte ein Gebiet von 22 933 000 ha, d.h. 1109 000 ha
mehr als. im Vorjahre. ‚Die außerordentliche Schnelligkeit, mit der sich
der Ackerbau ausbreitet, läßt sich aus einem Vergleich mit dem Jahre 1895
erkennen, in welchem die gesamte angebaute Bodenfläche nur 4 892 000 ha,
d. h. etwas mehr als den fünften Teil des heutigen Areals, betrug.
Unter den ‚vorjährigen Arbeiten des Ackerbauministeriums werden
hervorgehoben die Versuche zur besseren Verwertung des Leinstrohs und
die Tätigkeit zur Erlangung ‚eines ertragreicheren Saatgutes für Weizen
durch die richtige Auswahl der geeigneten Samen. Die schlechten finanziellen
Ergebnisse des Maisbaues veranlaßten geeignete Maßnahmen zur Hebung
des inneren Verbrauchs und zur Schaffung besserer Lagerungsgelegenheiten,
da wiederholt bedeutende Verluste dadurch entstanden waren, daß große
Maisladungen infolge der vorangegangenen schlechten Lagerung verdorben
auf den europäischen Märkten anlangten.
Die Ansicht, daß eine Besserung der landwirtschaftlichen Produktions- Ansiedlungs-
verhältnisse in. erster Linie. nur durch eine tatkräftige Ansiedlungspolitik .„Plitik.
erreicht. werden. kann, gewinnt in Argentinien immer mehr Boden, und es
mehren sich die Vorschläge, auf welche Weise die bestehenden unzuträg-
lichen Verhältnisse abzuändern seien. Alle bisher veröffentlichten Projekte
sehen aber nur die Anwendung relativ kleiner Mittel vor, und direkt gegen
den unwirtschaftlich produzierenden Großgrundbesitz wendet sich eigentlich
niemand, trotzdem man sich darüber klar ist, daß man hier die Hauptwurzel
des Übels zu suchen hat. ‚So gab z.B. der Abgeordnete de la Torre bei
der Begründung eines von ihm eingebrachten Gesetzentwurfs, der eine Er-
weiterung des von uns im vorigen‘ Heft der Mitteilungen bereits, skizzierten
Kolonisationsprojektes der Regierung darstellt, die, folgende durchaus zu-
treffende Schilderung der bestehenden Mißstände und ihrer Ursachen.
Der Konflikt zwischen Großgrundbesitzern und Pächtern zeigte offen Unwirtschaftl.
den, Hauptmangel in der Organisation. der argentinischen Landwirtschaft, Boden-
nämlich das fast vollständige. Fehlen eines Kleinbauernstandes, der in den Sen
fortgeschrittenen Nationen Europas den festen Kern der Landbevölkerung bildet.
In Argentinien kennt man in der sogen. Ackerbauzone ganz überwiegend
nur große Besitzungen, die teilweise zu Pachtzwecken in Landstellen von
verschiedener Größe aufgeteilt werden. Außerdem findet sich noch eine
Anzahl kleinerer Besitzungen, jedoch immer noch von, über 100 bis 200 ha
Größe, die in früheren Jahren von ihren Besitzern billig erworben wurden.
Die. Anbaumetbode ist aber überall die gleiche; ob. Besitzer ‚oder Pächter,
ein jeder ist. bemüht, eine größere Bodenfläche zu bearbeiten, als ihm
mit Hilfe seiner Familie möglich ist. Jede landwirtschaftliche Nebenproduktion
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