hindurchzugehen, und dennoch Mensch zu werden, Ihr hattet gar
keine Gelegenheit, Euch zu kompromittieren. Das habe ich vor Euch
voraus, Ich habe, wir alle freien Deutschen — dies Wort ist nicht
contradictio — keine Jugend gehabt. Knechtsgeist umwehte meine
Kindheit; nicht lebem sollte ich, nicht lieben, weil die Unfreien und
Feigen, diese vorige Generation den ganzen Haß der unerlösten als
Erziehung auf mein aufblühendes Leben warfen, bis sie in ihrer Teu-
felei mich gerade für gut hielten, für ihre Narrheiten in den Tod zu
gehen. Ich verkörpere deutsches Schicksal, Aber ich lebe, trotz-
alledem, Über einer Gruft, in Pestgeruch, während das Scheusal,
das an meinem Lebensglück fraß, noch atmet, grinst, verdaut,
‚Man. könnte erzogene Kinder gebären; Wenn die Eltern er-
zogen wären!‘ Für Menschen und Völker wird Schicksal das Maß
von Freiheit, in das sie hineingeboren wurden. Deshalb auch: nur
was die vor uns Gewesenen für die Freiheit taten, können wir ihnen
lohnen, Für die Wildnis wird, solange kolonisiert wird, der Zufall
Schicksal, wieviel revolutionäre Tat die Völker hinter sich haben,
die mit Schießpulver und Druckerschwärze zu ihr kommen, Deshalb
ist es nicht gleich, welche Völker Platz am der Sonne haben,
Es wird nicht immer kolonisiert werden, oder vielmehr, alle
werden überall und gegenseitig kolonisieren. Fahnen werden zer-
rissen werden oder nur über Heimat wehen; also nicht da, wo sie
Symbol der Ausbeutung sind, Nur der Gedanke und das Herz wer-
den Platz an der Sonne_haben, nur sie kolonisierende Kraft. Ver-
steht man, wenn ich sage: der einzige Weg, Afrika zu gewinnen,
führt in die eigene Brust und der wird Aethiopiem beherrschen, der
das meiste für die Freiheit tat? Die Wildnis und alle Unberührtheit
der Völker ist wie ein echtes Weib. Sie wird den nicht lieben, der
sich ihr naht, sie zu belehren und zu knechten, sondern den, der ihr
zu lauschen weiß! Wie arm und elend sind wir geworden, weil wir
den Schwarzen unsern schädlichen Begriff von Leben und Arbeit
brachten, und Weltmarktware aus ihnen. erpreßten, und wieviel
verdankt unsere Kunst der Unkultur, seit wir vor Holzgötzen an-
dächtig stehen, und aus ‚schwarzen Händen nehmen, was sie gerne
geben. Es gibt nur eine Möglichkeit, Volk unter Völkern zu. sein:
glückliches Volk: sich restlos in die andern zu verlieben.
‚Wir sollen also wieder der Michel sein, indes andere, der
Franzose, der Brite, der Amerikaner die Welt im alten kapitalistisch
imperialistischen Stile ausbeuten!‘ Welch törichter, vom eingepauk-
ten Vorurteil diktierter Einwand! Sobald wir aufhören, zu knechten
und zu rauben, werden die freien Menschen anderer Völker den Ge-
waltanbetern in ihren Völkern nicht mehr erlauben, Kolonialpolitik
zu treiben, Das Gespenst Nation hindert auch in andern Völkern
die Edlen, sich gegen die schlechten Instinkte und Traditionen frei