betrachten. Die Ketten, die Lenin in Rußland zerbrach,
waren Ketten, die auch für uns bereit lagen, und an
seinem Werk, daß es sich erhalte und machtvoll ent-
falte, hängt heute die Hoffnung und die heißeste
Teilnahme des Weltproletariats. Und deshalb war der
Schmerz über seinen Tod überall im Proletariat stark
und mit Schrecken gepaart, weil sich damit zugleich
die angstvolle Sorge um die Zukunft der russischen
Revolution verband. In diesem Maß ist im Empfinden
jedes Proletariers bereits Lenin und die Sache der
proletarischen Revolution eins geworden.
VI.
Und der Mann, der so großartige geschichtliche Be-
deutungen in seiner Person vereinigte, er ist —
auch das gehört noch zu einem Geleitwort an seinem
Grabe — zeitlebens der einfache, schlichte, fast bäu-
risch lebende Proletarier geblieben, ob er nun in
elenden Zinskasernen hauste oder in dem Zarenschloß
im Kreml. Er war auch hierin ein Symbol der pro-
letarischen Revolution, riesenhaft sich aufreckend in
zerstörender und aufbauender Kraft, majestätisch alle
Kleinlichkeit und Enge des Lebens hinter sich lassend,
aber anspruchslos und ohne Prunk im Auftreten und
in seiner bescheiden bleibenden Lebensweise. Unter
diesem Eindruck hat Gorki von ihm gesagt: „Sein
Privatleben ist so, daß man in einer religiösen Zeit
einen Heiligen aus ihm gemacht hätte.“ Der Mann,
der Zar von Rußland hätte werden können, wenn ihn
persönliche Herrschbegier und Ruhmsucht und nicht
die Idee der sozialen Revolution geleitet hätte, er starb
in dem Dienerzimmer eines Landschlosses, von dessen
vielen Gemächern er nur dieses beziehen wollte. Das
war nicht Effekthascherei, das war nicht Demagogie,
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