J!!! Nachfolger Damaschke ist auch in dieser Hin-
sicht anderen Anschauungen gefolgt. Er hat gern
Vorträge im Auslande gehalten und legt augenscheinlich
Wert darauf, der Bodenreform auch außerhalb Deutsch-
lands zum Siege zu verhelfen. Ich habe gegen diese Tä-
tigkeit immer Bedenken gehabt und sie sind besonders
stark gewesen, als seine Berichte über eine Reise nach
Bulgarien in der Bundeszeitschrift*) und im Heft 74 der
Sozialen Zeitfragen erschienen sind. Er hat auf Einla-
dung der bulgarischen Regierung einen Bauerntag be-
sucht, der unter der Teilnahme der Minister St a m b u -
lij s k y und Da sk al o f f, und unter dem frei nach
Marx geformtem Kampfruf:
„A g r a rr e former aller Länder, vereinigt
e u <!“
in Sofia getagt hat. Die Minister, von denen die Ein-
ladung ausging, waren während des Weltkrieges von
der mit Deutschland verbündeten Regierung König F e r-
Hö in an ds in Sicherheithaft genommen worden, weil sie
sich gegen das Bündnis mit Deutschland eingesetzt hatten.
Ihre Gesinnunggenossen haben aber ihre Minierarbeit
mit Erfolg fortgesezt und haben am 15. September 1918
den Zusammenbruch der bulgarischen Front mit seinen
für uns verderblichen Folgen für uns herbeigeführt.
Stambulijsky und Daskaloff haben, als sie zur Herr-
schaft gelangt waren, und König Ferdinand zur Abdan-
kung gezwungen war, ein Bodenreform Programm auf-
gestellt, dessen Berechtigung von den führenden National-
ökonomen der Universität Sofia bezweifelt worden ist,
weil sie das vorliegen einer besonders brennenden Bo-
denfrage in ihrem Kleinbauernlande nicht anerkannt
haben. Stambulijsky ist am 9. Juni 1923 ermordet und
»1. gei;]; Dm < te. Udot Dr. En Besuct in Bulgarien. Soz. Streitfragen Hekt
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