14 Die Anfänge der seminaristischen Bildung in den alten Schulen
Es möge genügen, als Beispiel hier das Seminar von Palencia in
Spanien zu erwähnen, das auf Anordnung des Generals der Gesellschaft
Jesu im Jahre 1579 durch den Visitator der kastilianischen Provinz,
P. Diego de Avellaneda, begründet wurde. Der durch seine pädago-
gischen Schriften bekannte P. Juan Bonifacio (1538—1606) spricht
sich in seinen Briefen wiederholt über den großen Nutzen und die Be-
deutung dieses philologischen Seminars aus. So schreibt er einige Jahre
nach dessen Errichtung unter anderem an seinen Gründer: „Wiewohl
du nicht diese Einrichtung zuerst erfunden, denn ihre Erfindung ist sehr
alt, so hat doch niemand vor dir derselben eine so vortreffliche Aus-
stattung gegeben. Denn du hast aus den verschiedenen Kollegien un-
serer Provinz, welche du als Legat des Pater General besuchtest, die
besten Zöglinge in das Kolleg von Palencia wie in ein trojanisches Pferd
gesammelt und dem tüchtigsten Professor zur Ausbildung anvertraut.
Der Erfolg ist so glücklich, daß diese unsere Provinz, dank dem von dir
gegründeten Seminar (tui beneficio seminarii), in der griechischen und
lateinischen Literatur mit Italien wetteifern kann. Der Nachwuchs an
Lehrern, an dem uns die Nationen jenseits der Alpen voraus waren,
mehrt sich wunderbar. Es ist kein Mangel an solchen, welche die er-
müdeten Lehrer unterstützen oder ersetzen können; die geistige Bar-
barei schwindet, die Sprache verfeinert sich und die Schmach einer
unedlen Sprache, um deren willen das Ausland über uns zu lachen
pflegt, wird von uns genommen. Möge das Seminar fortbestehen, wie
es begonnen, mögen fromme und talentvolle Schüler dort gebildet
werden. Mögen die Provinziale, wofern sie wünschen, daß dieser süße
Honig der Sprache bereitet werde, aus jeder Provinz die Blüte auslesen.
Kein Tag vergehe ohne Übungen im Reden und Schreiben! Cicero, der
Meister der lateinischen Sprache, sei stets in ihren Händen. Virgil
werde fleißig gelesen, denn er lehrt am besten den Versbau. Aus den
Possen des Plautus und Terenz wähle man die Stücke aus, welche zur
Bildung des Geistes beitragen können, und deren gibt es viele. Auch
jene Stellen in diesen beiden Dichtern.übergehe man nicht, die, wenn-
gleich‘ in Versen abgefaßt, doch zur Bereicherung der Redekunst bei-
tragen. Die Unsrigen sollen sich mit der Geschichte vertraut machen,
die hebräische und griechische Sprache erlernen und im Altertum zu
Hause sein. Dann wird unser Volk den Beifall Italiens ernten ... So
unterliegt es auch keinem Zweifel, daß nicht nur aus den großen und
herrlichen Seminaren Gregors [XIII], sondern auch aus dieser deiner
kleineren Stiftung Lehrer hervorgehen, welche fähig sind zum Lehr-
fache und zu nützlicher Tätigkeit in der Kirche, und daß aus jenen
Häusern wie aus einer reichen Grube lebendige Steine hervorgehen,
sei es zum Aufbau, sei es zur Ausbesserung des Tempels Gottes.
Unserer Provinz konnte kein zeitgemäßeres und nützlicheres Geschenk
zuteil werden. Sie war von Schulen fast erdrückt, jetzt aber atmet