Full text: Der Arbeitslohn

RU 
Die Frage nach der Ursache des Arbeitslohnes ist, wie wir 
mit Marx sagen, die Frage nach der Ursache der Lohnarbeit. 
Warum gibt es überhaupt eine Klasse von Lohnarbeitern? 
Ein Lohnarbeiter nämlich ist nicht etwa bloß ein Mensch, der 
arbeitet, um ein Einkommen zu erzielen, sondern sein Begriff ist 
viel enger begrenzt: er ist ein Mensch, der der eigenen Produktions- 
mittel entbehrt, der weder Land noch Werkgüter (Werkzeuge und 
Rohstoffe) zu eigen hat, und der daher gezwungen ist, als un- 
selbständiger Arbeitender, daß heißt eigentlicher „Arbeiter“, solchen 
Menschen bezahlte Dienste zu leisten, die sich im Besitz von 
Produktionsmitteln befinden, sei das nun Land, oder seien es Werk- 
güter. Kurz, das System der Lohnarbeit bedeutet den Arbeits- 
lohn „freier Arbeiter“ in dem bekannten Marxschen Doppel- 
sinn, daß der Arbeiter erstens politisch frei und in der Lage ist, 
sich im freien Arbeitsvertrage zu verdingen (daß er also kein 
Sklave ist); — daß er aber ferner auch ökonomisch „frei“ ist, 
d. h. nackt und bloß, „los und ledig von allen zur Verwirklichung 
seiner Arbeitskraft nötigen Sachen“. 
Es besteht also eine differentia specifica, durch deren Hinzu- 
tritt aus dem Oberbegriff: Arbeitender mit Arbeitseinkommen 
der Unterbegriff wird: Lohnarbeiter mit Arbeitslohn D): 
Das zweite der spezifisch kapitalistischen Lohnprobleme ist die 
Frage nach der Höhe des Arbeitslohns. Nimmt man die Klassen- 
scheidung einmal als gegeben an, so stellen sich drei neue Pro- 
bleme entsprechend der dreifachen Betrachtungsweise, der wir 
sämtliche Funktionen der Gesellschaftswirtschaft zu unterwerfen 
haben. Wir fragen erstens statisch: wie sich der Lohn seiner 
Höhe nach auf die Dauer und im Durchschnitt bestimmt; — zweitens 
kinetisch: wie er und in welchen Grenzen er im Wechsel von 
delt es sich um nichts als eine quaternio terminorum: die Gleichsetzung von subjektivem 
Wert und objektivem statischen Preis, Das sind zwei ganz verschiedene Phänomene, 
die ganz verschiedenen Wissenschaften angehören, das erste der Psychologie, und nur 
das zweite der Ökonomik. Die sie betreffenden Probleme brauchen daher nicht aus 
einer Wurzel gelöst zu werden — und können auch nicht aus einer Wurzel gelöst 
werden. Beim Lohnproblem aber handelt es sich in der Tat um ein einheitliches Grund- 
problem, das nur der Ökonomik allein angehört, und hier gilt jene methodologische For- 
derung unbedingt. 
1) So unterscheidet bereits Adam Smith. Nachdem er im Anfang des 
Kapitels VIII des ersten Buchs den Begriff „Arbeitslohn“ im weiteren Sinne als Arbeits- 
ertrag eines Arbeitenden gebraucht hat, schreibt er wenig weiter unten: „Unter Arbeits- 
lohn versteht man auch überall das, was er gewöhnlich ist, wenn der Arbeiter und der 
ihn beschäftigende Kapitalbesitzer zwei verschiedene Personen sind“. 
1»
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.