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und so leicht zu beschaffen, daß man sehr wohl die Zahl der Krüppel-
fürsorgestellen in einem Kreise vermehren kann; denn der beratende
Arzt ist mit Leichtigkeit imstande, an jedem wichtigeren Wohnort des
Kreises abwechselnd persönlich zu erscheinen, sofern er nur keinen
9roßen Apparat für sich beansprucht. Die persönliche Berührung mit
den Krüppeln und der Bevölkerung im allgemeinen ist so wichtig, daß
ich eine wandernde Fürsorgestelle für wertvoller halten möchte als
eine immer am selben Ort mit unbeweglichem Apparat tagende, die
er den Patienten zumutet, größere Wege zu machen und die Eltern
und die Einwirkung auf sie außer Betracht läßt. Es genügt voll-
ständig die einfachste Herrichtung. Ich für meine Person halte meine
Krüppelsprechstunden gewöhnlich in zwei Amtszimmern ab, von
denen das eine als Wartezimmer und das andere als Untersuchungs-
îIimmer dient. Dieses hat einen Schreibtisch zu enthalten und einen
IMderen gewöhnlichen Tisch als Untersuchungstisch, auf den man eine
Decke und ein Kopfkissen legt. Unangenehm ist es, wenn das Unter-
suchungszimmer sehr klein ist; denn wir Orthopäden sind darauf an-
Jewiessen, die gehenden Patienten zu sehen, und dazu gehören immer-
hin einige Meter mehr Raum, als ein kleines Schreibzimmer enthält.
Cin Meßband und ein Winkelmaß, ein Tintenfaß und eine Schreib-
hilfe vervollständigen dann den notwendigen Apparat. Die Zeit, zu
der solche Krüppelsprechstunden abzuhalten wären, ist zu wählen
nach den örtlichen Verhältnissen. Man soll die Mittagszeiten nach
Möglichkeit nicht nehmen, damit die begleitenden Mütter ihre häus-
lichen Pflichten nicht versäumen. Man soll die Stunden nicht bei
Abend abhalten, da Tageslicht in jeder Weise vorteilhafter ist für
Arzt und Patienten. Man soll auf die Schule und auf die Arbeits-
seiten der Väter Rücksicht nehmen, soweit das eben möglich ist. Man
soll auch die Fürsorgestellen im allgemeinen nicht in die Kranken-
häuser oder Krüppelanstalten legen, weil damit den Kranken und
ihren Eltern allzusehr der ärztliche Teil der ganzen Einrichtung vor
Augen geführt wird. Und man muß sich immer bewußt sein, daß die
Urztliche Tätigkeit in der Krüppelfürsorge nicht die einzige ist, wenn
sie la auch vor den übrigen den Vorrang verdient, sondern daß Ver-
waltungsmaßnahmen, Rücksprachen mit Fürssorgerinnen, Lehrern,
Handwerksmeistern und anderen Personen unerläßlich sind, um den
Irztlichen Vorschlägen einen wirtschaftlichen und sozialen Erfolg zu
sichern. Die Fürsorgestelle braucht selbstverständlich nicht zu jeder Zeit
für die Bevölkerung erreichbar zu sein. Wir haben im allgemeinen
[elten eilige Fälle, und je nach der Zahl der Krüppel und nach den
Lerkehrsverhältnissen und nach der Verfügbarkeit ärztlich orthopädi-
[er Hilfe wird man feststellen müssen, wie oft die Fürsorgestelle ihre
Prechstunden abhält. Ich selbst überlasse die Bestimmung des Tages
und der Zwischenräume sehr häufig den Vorstehern des Fürsorge-
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