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ohne gründliche Überwachung durch Krüppelpädagogen und orthopä-
disch ausgebildete Ürzte wird sich dieser Vorschlag jedoch nicht verwirk-
lichen lassen.
Ganz kurz seien zum Schluß noch die Krüppelsiechen erwähnt.
Die beste Hilfe für diese ist zweifellos die Unterbringung in einem
geeigneten Krüppelpflege- oder Siechenhaus, wo sie noch etwas nach
ihren Fähigkeiten beschäftigt werden. Leider ist die Zahl der Krüppel-
pflegeheime zurzeit noch so gering, daß nur einem kleinen Teil dieser
bedauernswerten Menschen Unterkunft gewährt werden kann. Eine
dringend notwendige Aufgabe für die zuständigen Krüppelfürsorge-
stellen ist es, die bekannt gewordenen Fälle von Krüppelsiechen ständig
durch Fürsorgeschwestern zu überwachen oder für geeignete Unter-
bringung, Verpflegung und Beschäftigung dieser Unglücklichsten unter
den Krüppeln zu sorgen. In vereinzelten Fällen ist es für diese
Menschen durchaus möglich, troß ihrer schmerzenden, zusammenge-
krümmten Hände Gegenstände herzustellen, die durch Vermittlung der
Fürsorgestellen verkauft werden können und für den Kranten einen
kleinen Verdienst abwerfen, z. B. Stuhlflechten, Aussägen und
Schnitzen von Holzfiguren und Spielzeug, Anfertigung von kleinen
Bastelarbeiten usw. Wichtiger ist noch bei diesen vielfach verbitterten
Menschen die Seelenpflege. Wenn irgend jemand haben ganz be-
sonders diese Menschen die Liebe nötig, von der der Apostel sagt, daß
sie alles trägt, alles glaubt, alles hofft, alles duldet.
Ich schließe diesen Aufsatz mit dem Wort des bekannten Krüppel-
vaters und Gründers der Volmarsteiner Anstalten, Pastor Arndt, das
der Wahlspruch der modernen Krüppelfürsorge werden müßte: „Ich
will des Elendes auf Erden etwas weniger machen!“
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