Full text: Der geistige Arbeiter in der gegenwärtigen Gesellschaft und Geschichtsepoche

die intellektuelle Klasse jener Epoche geradezu charakteristisch. 
Diese Mittelbarkeit ermöglicht eine gewisse Freiheit des Den- 
kens in sozialen Dingen, man ist nicht unmittelbar und voll- 
ständig in der Besitzideologie befangen wie derjenige, der als 
Unternehmer selbstProduktionsmittel beherrscht, aber manistdoch 
mit seinem ganzen Interesse an die besitzende Klasse gebunden. 
Diese Bewegung des Gebildeten zum Besitz auf der einen 
Seite hat ihr Widerspiel auf der andern Seite: Während der 
Gebildete Besitzender wird, wandelt sich der Besitzende, ins- 
besondere in den abendländischen Gebieten, also auf dem euro- 
päischen Kontinent, in der Regel auch zum Gebildeten. Auch 
wenn er nicht die Absicht hat, einen gelehrten Beruf zu er- 
greifen, studiert er wenigstens bis zu einem gewissen Grade, 
und die Mittelschulmatura ist gleichsam Standeserfordernis des 
Besitzenden, auch wenn er nicht einen gelehrten Beruf ausübt. 
Es ist bekannt, daß dieses Vorurteil von den Amerikanern bis 
in die jüngste Zeit nicht geteilt worden ist und daß dort Be- 
sitzende und Höchstbesitzende lange gar keinen Wert auf allge- 
meine Bildung gelegt haben. Bei uns ist das eine Epoche, in 
der Besitz und Bildung gleichsam in eins verschmelzen, wo die 
Gebildeten allesamt, weit entfernt davon, sich als Arbeiter zu 
empfinden, sich geradezu als eine Abteilung der Besilzenden an- 
schen, so fühlen, so denken und handeln, und wo nur ganz 
ausnahmsweise besitzende Gebildete sich zum Proletariat 
bekennen, ganz ausnahmsweise, niemals in Gruppen, noch 
viel weniger in ganzen Schichten. 
Das ist die Zeit, wo aus diesen Gesellschaftsschichten das eine 
oder andere Mal eine große Persönlichkeit zum Proletariat her- 
überkommt – zuweilen auf dem Umweg der Boheme , nie 
aber eine Gruppe. Das ist die frühkapitalisstische Epoche, die hier 
geschildert wurde. Das wird ganz anders und sehr wesentlich 
umgestaltet durch die Entwicklung zum Hochkapitalismus. 
2. Ubergang 
a) Umwälzung des Schulwesens. 
Wir wissen, das Kapital wälzt ständig alle Besitzverhältnisse 
um, es wälzt die technischen Methoden um. Das Kapital hat 
sich die Wissenschaft dienstbar gemacht und so das Gebiet 
des gelehrten Studiums außerordentlich erweitert. Es ist eine 
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