Übersicht über die Bedarfsverhältnisse, über Art und Größe des Bedarfes in allen
seinen Zweigen gegeben ist, und wenn anderseits über die für die Bedarfsdeckung
zur Verfügung stehenden Mittel, über Umfang und Leisstungsfähigkeit aller in .
Betracht kommenden Produttionsstätten, über Menge der vorhandenen Roh-
und Hilfsstoffe usw., möglichst vollständige Klarheit herrscht. Nur dänn ist es
möglich, über die Deckungsmittel richtig, das heißt so zu disponieren, daß der
Bedarf dem Wirtsschaftsplane gemäß zur Deckung kommt. Die Kriegswirtschaft
hat also eine möglichst vollständige Klarstellung der volkswirtschaftlichen Ver-
hältnisse zur Voraussetzung.
Wie aber hat der Jndividualismus diese Voraussetzung erfüllt? Unter seiner
Herrschaft war der Wirtschaftsbetrieb dem freien Belieben des Individuums über-
lassen. Dadurch war die Volkswirtschaft gewissermaßen zur Privatsache gemacht
und demgemäß wurde auch die Erwerbswirtschaft durchaus als Privatangelegen-
heit aufgefaßt. Man betrachtete den einzelnen industriellen, kaufmännischen oder
gewerblichen Betrieb nicht als Bestandteil des volkswirtschaftlichen Mechanismus
und damit als Element der materiellen Existenzgrundlage des Staates, sondern
als eine Angelegenheit, für die der Inhaber nur sich selbst und niemand anderem
verantwortlich sei. So konnte ein Verständnis dafür, daß die Allgemeinheit ein
eminentes Interesse an der Klarstellung aller volkswirtschaftlichen Verhältnisse
hat, nicht lebendig werden. Vielmehr mußte jede Erhebung über Produktions-
oder Konsumverhältnisse wie ein Eingriff in Privatangelegenheiten empfunden
werden und auf den größten Widerstand stoßen.
Für die Kriegswirtschaft hatte dies zunächst die Folge, daß sie auf diesem
Gebiete fast nichts vorbereitet fand. Eine industrielle Produktionsstatistik fehlte
vollständig; es ist bekannt, daß die diesbezüglichen Versuche, welche von den
Handelskammern im Frieden wiederholt unternommen wurden, an dem Wider-
stand der Industrie kläglich gescheitert sind. Über die in der Industrie und im
Handel vorhandenen Lagervorräte an Rohstoffen, Halbfabrikaten und Fertig-
produkten fehlte jede Orientierung. Sie haben sich glücklicherweise als über-
raschend groß herausgestellt. Auch die Produktionsverhältnisse der Landwirt-
schaft waren nicht genügend geklärt und vollends die Konsumstatistik gänzlich
unzureichend.
Dies alles mußte erst im Kriege, so gut es ging, nachgeholt werden, wobei
der Individualismus wieder insofern hemmend wirkte, als unter seiner Herr-
schaft alles unterlassen worden war, um die Bevölkerung zur Erfüllung der
Auskunftspflicht zu erziehen. Nach dem, was oben über die Auffassung der
Erwerbswirtschaft als Privatsache gesagt wurde, ist es nur zu begreiflich, daß
die durch den Krieg notwendig gewordene Klarstellung der wirtschaftlichen Ver-
hältnisse nicht ohne erheblichen Widerstand durchzuführen war. Versucht man,
sich in den Anschauungs- und Vorstellungskreis der individualistischen Wirt-
î Conrad, Absatzmangel
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