Full text: Forstwirtschafts-Politik

Zielsetzungen!) 
Wie in der Industrie und im Handel überhaupt, so ist auch in der Hol zin du str i e 
und im Holzhandel die Zielsezung der Unternehmer fast ausschließlich (aber nicht 
immer) auf eine Er str eb ung der h öchsten Rentabilität eingestellt. 
Wesentlich an d e r s und viel komplizierter liegen die Dinge jedoch in der 
Bodenkultur überhaupt und so auch in der Fo rstwirtsc< af t. In der Forstwirtschaft 
sind durchaus nicht alle Waldbessizer „Unt erne h me r“ im wahren Sinne dieses 
Wortes, die höchste Rentabilität ihres Betriebes erstreben. Die Zielsezung ist vielmehr 
in der Forstwirtschaft zu einem großen Teil ganz anderer Art als in der Industrie und 
im Handel. 
Zunächst gibt es außer der Landwirtschaft kein Gewerbe, in dem auß erwirt- 
schaftliche Einf lü ss e eine so große Rolle spielen, wie in der Forstwirtschaft. 
Schon die übernahme eines Waldbesitzes erfolgt sehr häufig nicht aus wirtschaftlichen 
Gründen oder „weil der Betrieb einen Reinertrag abzuwerfen verspricht und dergleichen“. 
Bestimmend ist vielmehr bei einem großen Teil der Privatwaldbesitzer die F a m i li en- 
tra dition. Daher kommt es, daß Waldbessitz auch. unter ungünstigen Umständen, 
„auch dann, wenn es, rein wirtschaftlich betrachtet, nicht mehr vorteilhaft ist“, übernommen 
wird. Dazu kommt noch als weiteres außerwirtschaftliches Motiv „das Streben nach 
Unabhängigkeit und Selbständigkeit“. So daß also sowohl die übernahme als auch die 
Fortführung der forstwirtschaftlichen Produktion vielfach unter dem Einflusse starker außer- 
wirtschaftlicher Motive steht. 
Gleiches gilt aber zum Teil auch für die Gestaltung des forstwirtschaft- 
lichen Betriebes selb st. Bei vielen Großwaldbesitern bildet die Größe des 
Grundbesitzes auch heute noch ein Maß für die soziale Schätzung. Die Erweiterung des 
Waldbesitzes und damit zumeist auch des Betriebes wird deshalb vielfach ohne Rückfsicht 
darauf gewünscht, „ob sie wirtschaftliche Vorteile bietet oder nicht“. Die „deutlichste 
rechtliche Verkörperung dieser Tatsache bildete das Instit ut der Familienfidei- 
k o mmi s se", dessen ausgesprochenes Motiv die Erhöhung des Glanzes, die Erhaltung 
der hervorragenden sozialen Stellung einer Familie war. 
Auch der Staat verwendet weniger ertragreiche Waldbestände so lange weiter, „als sie 
überhaupt noch den Gesamtnutzen ohne Verletzung der Nachhaltigkeit erhöhen und als durch 
ihre anderweitige Verwendung kein größerer Nutzen zu erzielen wäre“, er nimmt noch 
Zuschüsse erfordernde Ödlandaufforstung vor und unterhält Anstalten, die überhaupt keine 
Rente abwerfen. 
Aber ganz abgesehen von diesen außerwirtschastlichen Motiven ~ auch die rein 
wirtschaftliche Zielsetz ung ist in der Forstwirtschafst durchaus nicht immer 
") Teilweise im Anschluß an W alt h er Schiff, I. c.
	        
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