Kapitalmarkt. J5
verzeichnen dieses Kapital auf der rechten Seite der Bilanz als Eigen-
kapital (Kapital schlechthin, Aktien-K., Stamm-K.) und als Schulden
(Hypotheken, Obligationen, Darlehen, Lieferanten-, Bankkredit, An-
zahlungen). Der entstehende oder entstandene Gewinn ist Eigen-
kapital, solange er nicht auf die Teilhaber verteilt ist. Schulden sind
fremdes Kapital, auch Leihkapital genannt. Die leihweise Überlassung
von Kapital ist Kredit. Zur dauernden Nutzung (5—30 Jahre) über-
Jassenes Kapital ist langfristiger, bis zu 6—12 Monaten rückzahlbare
Schulden ist kurzfristiger Kredit.
Auf der linken Seite der Bilanz macht die Unternehmung die Auf-
wendungen ersichtlich, die aus dem Kapital erfolgt sind und den zu-
künftigen Produktionsperioden dienen (die einzelnen Vermögens-
bestandteile im betriebs wirtschaftlichen Sinne, die Produktionsmittel
oder das Kapital im volkswirtschaftlichen Sinne: Grundstücke,
Maschinen, Vorräte).
Das typische Finanzierungsbild einer Industrieunternehmung
stellte sich vor dem Kriege wie folgt:
A. Bilanz per 31. Dezember 19132).
Aktiva Passiva
U U Stück Mk. Mr.
Anlagen... . .. 2 2065 65 Kapital... 2. 1 N 50
Betrieb Reserven)... .. . AO
Ware dee A 12 Gewinn. 6 EM 66
Kasse a. NG 5 Obligation (lang). ... 20
Debitoren. ...,%. 18 18 ‚ Kreditoren (kurz). . . . 14 FM 34
100 100 100
Anmerkung: Mit 80 langfristigen Mitteln (Kapital, Reserven, Obligationen)
sind die gesamten Anlagen und die Hälfte der Betriebsmittel finanziert. Etwa
1/, der Kreditoren hat in der Kasse Deckung, der Rest in Waren und Debitoren.
Der Gewinn ist 10% des Kapitals nach Abführung von 1 in die Reserve. Den
betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten der Rentabilität, der Liquidität sowie
der Sicherheit ist genügend Rechnung getragen.
2. Die Inflation (1914—1923), insbesondere die große von 1923,
hat die Geldeinkommen der Bevölkerung zum gesteigerten Konsum, das
Geldkapital — unter Ausschaltung der Kreditvermittlung: Banken —
zur unmittelbaren Anlage in Gebrauchs- und Verbrauchsgütern, sowie
zu Produktionserweiterungen (Flucht in die Sach werte) getrieben. Nur
ein Teil hat die Geldform beibehalten: Kauf von Devisen, ein anderer
Teil ist den Kapitalpapieren mit Sachwertcharakter — Aktien — zu-
1) Die Aufstellung der Jahresbilanz wird von einer Reihe von betriebspoli-
tischen Zwecken beeinflußt (Erfolgsermittlung, Konjunktur, Dividendenpolitik,
Steuern). Sie kann in Wirklichkeit nur mit Vorbehalt für die Veranschaulichkeit
der Finanzierung verwendet werden. Das Schema soll nur das Grundsätzliche
zeigen.
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