Full text: Agrarkrisis und landwirtschaftliche Betriebsorganisation

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Schulen landwirtschaftliche Haushaltungslehrerinnen für diesen Zweckt an- t? 
gestellt. Außerdem werden Wanderlehrgänge abgehalten. Im Jahre 1924 L 
wurden bereits 600 junge Mädchen in Schulen und Lehrgängen unter- . ! 
richte. Am wichtigsten ist natürlich die Erziehung und Schulung der der- ô 
zeitigen und der angehenden Betriebsleiter selbst. Für die mitten im Be- - 
triebe steckenden Betriebsleiter müssen die Ausstellungen mehr durch kurz- 
fristige Lehrgänge ersetztr werden. Das Ausstellungswesen hat bei uns 
dirett überhand genommen und belastet besonders die Aussteller furchtbar. ' 
Die Kosten aber werden nachher auf die Ausstellungsgegenstände, wie : 
Maschinen usw., darauf geschlagen. Die Konkurrenzen und die Ausstellungen : 
müssen mehr getrennt werden. Heute kann man auf den Ausstellungen 
meist vor Bäumen den Wald nicht mehr sehen. Was wir brauchen, sind . 
kurzfristige Lehrgänge im Gebrauche der wichtigsten Maschinen, im Molkerei- ; 
wesen, im Gebrauch der Melkmaschinen, in der Geflügelzucht, im Tabakbau, 
im Obstbaumschnitt und in vielen anderen Dingen. Diese Kurse dürfen 
drei Tage nicht überdauern und nicht mit hohen Kosten verbunden Fein, 
was durch gemeinsame Verpflegung zu erreichen ist. Wo es an Kursus- 
leitern fehlt, müssen solche in Landwirtschaftslehrerkursen, die einige Tage 
länger dauern, herangebildet werden. Die Leiter der Lehrerkurse aber 
müssen später die von ihren Schülern abgehaltenen Kurse bessuchen. 
Weiter müssen die Bauern wieder mehr Einfluß auf die Besetzung der 
Landwirtschaftslehrerstellen in ihrem Bezirke zu gewinnen suchen. Da die 
Winter- und Ackerbauschulen von ihrer Kammer ressortieren, so kann ihnen j 
das ja nicht schwer fallee. Nur so kann es gelingen, zu erreichen, daß 
man an die Winterschulen nicht Männer als Landwirtschaftslehrer setzt, die 
mit den Bauern gar keine innere Fühlung haben und zu finden verstehen. 
Auf diese Weise kann dann ein Gegengewicht gegen die Strömung der Zeit | 
geschaffen werden, die dahin geht, die Bauernsöhne von der Lehrtätigkeit an ; 
den Winterschulen und Ackerbauschulen immer mehr auszuschalten. Praktisch 
wird dies doch durch die Forderung der Abiturientenprüfung erreicht. 
Außerdem aber leidet die praktische Ausbildung dadurch auch bei denjenigen ! 
Landwirtschaftslehrern, die aus dem Bauernstande stammen. Ein Bauern- 
sohn, der mit 15 Jahren den Einjährigensschein erlangt hat und dann fünf 
Jahre vor seinem Studium in der Praxis war, hat doch eine ganz andere 
Anwartschaft, ein tüchtiger Lehrer für die Bauernsöhne zu werden, als ein 
anderer, der mit 18 Jahren das Abitur erreichte und dann vor dem Stu- 
dium nur zwei Jahre in der Praxis war. Es ist zudem leider häufig so, 
daß diejenigen Studierenden mit der besseren praktischen Vorbildung nach 
dem Studium viel leichter wieder in der Praxis unterkommen, als die 
anderen. Von denen, welche die geringere praktische Vorbildung haben, 
kommt dann ein verhältnismäßig großer Prozentsatz in den Stand der
	        
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