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Die Anfänge des Christentums.
1. Die urchristliche Gemeinde.
a. Der proletarische Charakter der Gemeinde.
Wir haben gesehen, daß der rein nationalistisch demo-
kratische Zelotismus manche proletarischen Elemente Jeru-
salems nicht zu befriedigen vermochte. Aber die Flucht aus
der Großstadt ins flache Land, wie sie die Essener vollzogen,
war auch nicht nach jedermanns Geschmack. Damals wie
heute vollzog sich die Landflucht sehr leicht, die Stadtflucht
sehr schwer. Der an das großstädtische Leben gewöhnte
Proletarier fand sich auf dem Lande nicht zurecht. Der
Reiche mochte in seinen ländlichen Villen eine angenehme
Abwechslung gegen den großstädtischen Trubel erblicken; für
den Proletarier bedeutete die Rückkehr aufs Land harte Feld-
arbeit, die er nicht verstand, der er nicht gewachsen war.
Die Masse der Proletarier mußte es daher wie in den
anderen Großstädten, so auch in Jerusalem vorziehen, in
der Stadt zu bleiben. Das Esssenertum bot ihnen nicht
das, was sie brauchten, am allerwenigsten jenen unter ihnen,
die reine Lumpenproletarier waren und sich gewöhnt hatten,
als gessellschaftliche Parasiten zu leben.
Neben den Zeloten und den Esssenern mußte sich also
eine dritte proletarische Richtung bilden, die zelotische und
essenische Tendenzen miteinander vereinigte. Diese fand
ihren Ausdruck in der Messiasgemeinde.
Allgemein anerkannt ist, daß die christliche Gemeinde ur-
sprünglich fast ausschließlich proletarische Elemente umfaßte,
eine proletarische Organisation war. Das galt noch lange
über die ersten Anfänge hinaus.