" II. Das Jch in staatlicher Erziehung
körperlichen Ausbildung seiner Jugend auch in der Schule zu suchen
hat. Nur darf man nicht vergessen, daß das Ziel unmöglich sein
kann, Preisringer, Preisläufer und Preisboxer auszubilden, sondern
~ soweit davon heute noch die Rede sein kann + harmonische
Menschen.
Weder der Körper noch der Geist allein macht einen ganzen
Menschen aus. Körperliche sowohl wie geistige Leistungen sind
Erscheinungsformen des einen unteilbaren Ichs. Die landläufige
Auffassung geht ja dahin, den Körper als eine Art von Flasche zu
betrachten, in die der Geist hineingefüllt worden. Der Geist, ur-
sprünglich nur spärlich vorhanden, nimmt im Laufe des Lebens zu,
um srchließlich, man weiß nicht recht wohin, zu verduften; übrig
bleibt das leere Flaschengehäuse. Wobei dann die kleine Selbst-
täuschung unterläuft, daß man sich den Geist doch nur als etwas
verdünnt Körperliches, Gasförmiges oder Nebelhaftes vorstellt. Etwa
wie auf dem erbaulichen Bild aus der frommen Helene:
Hier sieht man ihre Trümmer rauchen.
Der Rest ist nicht mehr zu gebrauchen.
Aber wenn die landläufige Vorstellung recht hat, brauchen wir
keine Wissenschaft. Das Gefühl, daß die landläufige Vorsstellung
unzulänglich ist, ist genau so lebendig wie die Vorstellung selbst.
Der verbreitetste Ausdruck dieser Unzulänglichkeit ist die Furcht vor
dem Tode und vor dem, was nach dem Tode sein wird. Da jedes
Ich sich nicht nur im Selbstbewußtsein, sondern auch als körperliche
Erscheinung erlebt, so fürchtet es, unwillkürlich, dies Erlebnis auch
noch im Tode haben zu müssen. Die meisten Menschen kommen nie
über die beängstigende Wahrnehmung hinweg, daß – wenn der
Geist des Menschen bereits, wie sie sagen „„entwichen““ ist + der
Körper scheinbar unverändert liegen bleibt.
Ist es aber wirklich „der‘“ Körper noch, den sie gekannt haben,
als der Geist ihn ,,beseelte‘‘? Is der tote Körper nicht ganz etwas
anderes, als der lebende war? Liegt die scheinbare Gleichheit, die
uns so viel zu schaffen macht, nicht zumeist in dem Worte Körper,
das wir gewohnheitsmäßig auf beide anwenden, ohne uns der
ungeheuern Verschiedenheit bewußt zu werden?
Wir werden uns der ungeheuern Veränderung, die da vor sich
gegangen ist, immer nur bei ganz wenigen Toten bewußt, bei solchen
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