Full text: Das Flammenzeichen vom Palais Egmont

Manuel Gomez. 73 
können wir den Kampf gegen den amerikanischen Imperialismus und den 
Imperialismus im allgemeinen führen. Diesem Kampf glaube ich, sind alle 
Anwesenden auf diesem Kongreß ausnahmslos und unabänderlich ergeben, 
Ihr werdet sagen, daß ich ein etwas entmutigendes Bild vor Euch auf- 
rolle, ein Bild, das den amerikanischen Imperialismus auf unerschütterlich 
fester Grundlage ruhend zeigt. In Wirklichkeit aber ist, trotz aller Lobredner 
des Imperialismus in den Reihen der Arbeiterklasse, die Wendung „Zu- 
sammenarbeit der Klassen“ in Anführungszeichen zu setzen. Es gibt in Wirk- 
lichkeit unter dem Kapitalismus keine Zusammenarbeit der Klassen. Privi- 
legierte Gruppen der Arbeiter sind vorübergehend zum Feinde übergegangen. 
Der Klassenkampf aber dauert dessenungeachtet fort. Jeden Tag sehen wir, 
wie solche Betriebsgewerkschaften in kritischen Situationen zusammen- 
brechen, und die Einrichtungen, die für einen bestimmten Zweck geschaffen 
wurden, in ihr genaues Gegenteil verwandelt werden. Nur mit vieler Mühe 
können die Flammen der Unzufriedenheit niedergehalten werden. In Groß- 
britannien sehen wir, was geschieht, wenn der Imperialismus von seiner Beute 
nicht mehr genügende Mengen abgeben kann. 
Überdies, und das wird von vielen Genossen noch nicht genügend be- 
wertet, existieren in den Vereinigten Staaten große Gruppen von Arbeitern, 
Bergarbeiter, Metallarbeiter, Textilarbeiter und die Mehrzahl der Arbeiter 
im Maschinenbau, die sich nicht in der privilegierten Position der amerika- 
nischen Arbeiteraristokratie befinden. Ihr hört, daß die Arbeiter in gewissen 
Gewerben Löhne bis zu 75 und 80 Dollar in der Woche erhalten. Aber ihr 
wißt nicht, daß der ungelernte Arbeiter sogar in den blühenden Industrien 
nicht mehr als 20 bis 25 in der Woche verdient. In den Textilfabriken des 
Südens erhalten die Frauen zwischen 8 und 15 Dollar die Woche, und der 
durchschnittliche Lohn für sogenannte ungelernte Arbeiter ist ungefähr 
30 Cents die Stunde oder 16,20 Dollars für eine Woche von 54 Stunden. 
Die Zahlen, die ich zitiere, entstammen dem zusammenfassenden Bericht 
über die industrielle Phase in den Vereinigten Staaten, der bald vom 
Internationalen Arbeitsbund veröffentlicht wird. 
Millionen Arbeiter in den Vereinigten Staaten haben keinen Anteil an 
dem sogenannten „amerikanischen Lebensstandard“. Sie werden im Gegen- 
teil ebenso unbarmherzig ausgebeutet, wie die Arbeiter in den Kolonial- 
ländern. Die Struktur des amerikanischen Imperialismus zeigt einen gefähr- 
lichen Widerspruch. Die erwähnten Arbeiter sind nicht nur nicht interessiert 
an den imperialistischen Unternehmen von Wall Street und Washing- 
ton — die nebenbei noch eine ständige Kriegsgefahr in sich tragen —, sie 
haben vielmehr verzweifelte Zusammenstöße mit der herrschenden Klasse. 
Beispiele dafür sind die großen Kämpfe in der Kohlenindustrie und der 
augenblickliche, sich lang hinziehende Streik der Textilarbeiter in Passaic. 
Sogar die Satzungen der schwer ausgebeuteten Arbeiter, von denen ich
	        
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