Full text: Grenzen in ihrer geographischen und politischen Bedeutung

chinesisch-mongolische Einstellung zum Problem der Grenz- 
theorie ganz verschieden. Aber schließlich lassen sich immer 
wieder Großgruppierungen und Scheidungen zwischen den 
saturierten, mehr zum Buchstaben, zur Abwehrlinie, zur starren 
Festhaltung neigenden und den wachsenden, vom Lebensdrang 
vorwärts zur Grenzerweiterung getriebenen Lebensformen vor- 
nehmen. Bei den ersten wirkt dann in erstarrenden Staats- 
zuständen der römische Limes, die chinesische Mauer, der 
französische Fortgürtel wie eine zur Raumerscheinung: ge- 
wordene Theorie des Prinzips der Sicherheit, wie es etwa zu- 
letzt E. T&önot erwiesen hat: aber freilich mit der dahinter 
lauernden Hoffnung auf Wiedergewinnung des schützenden 
Glacis (44)! 
DIE SCHEIDEKRAFT UNBEWOHNBARER ERDRÄUME. 
LEBENSFEINDLICHE GRENZEN. 
ALS AUSFLUSS DER GRENZAUFFASSUNG VON RATZEL VON DER 
Grenze als einem schmäler und schmäler bis zur juristischen 
und mathematischen, zeichenbaren Linie werdenden Kampf- 
platz des Lebens ergibt sich aus dem Gegensatz als wirkungs- 
vollste Spannung die an der Grenze zwischen lebenerfüllter 
und unbewohnbarer Erde (Anökumene). Sie lehrt im Verhält- 
nis der Grenze zum unbewohnbaren oder doch für unbewohn- 
bar gehaltenen Erdraum (Putativ-Anökumene ?) wohl die stärk- 
ste natur- wie geisteswissenschaftlich erfaßbare Scheidekraft 
kennen ; sie gilt ebenso, wie selbstverständlich für die Wirtschaft 
und physische Erdkunde und ihre Verkehrserscheinungen, 
auch für feinste, durchgeistigte politische und kulturgeogra- 
phische, für Weltanschauungsbewegungen. Aber wir sehen auch 
hier, in der Überschreitung der Polräume, der arktischen und 
antarktischen Anökumene, der Wüstengürtel, der höchsten 
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