Full text: Psychologie der Werbung

Plakat Hirsche hat auch insofern eine sehr gute Apperzeptions- 
wirkung im Vergleich zu anderen Plakaten, als in meiner Pla- 
katensammlung kein Plakat ausfindig gemacht werden konnte, 
das innerhalb kürzerer Zeit besser erfaßt wird, während fast alle 
anderen zur Erfassung mehr Zeit in Anspruch nahmen. 
Die Gedächtniswirkung des Plakats Hirsche ist nach meinen 
Versuchen eine vorzügliche für Personen, die im Betrachten von 
Bildern bzw. Plakaten eine gewisse Übung haben. Ganz anders 
aber liegt die Sache bei Unerfahrenen, künstlerisch völlig Un- 
gebildeten und Kindern. Derlei Leute, die hier kurz als Naive 
bezeichnet seien, behalten überhaupt stilisierte Plakate weniger 
gut als unstilisierte, mehr naturalistische Bilder. 
Die Gedächtniswirkung eines Bildes ist nämlich wesentlich 
von der Aufmerksamkeit abhängig, die wir ihm zuwenden und 
von dem Gefühlswert, den es für uns besitzt. Die naiven Per- 
sonen wenden aber ihre Aufmerksamkeit und ihr liebevolles 
Interesse viel mehr unstilisierten als stilisierten Bildern zu und 
insbesondere solchen Bildern, welche Dinge darstellen, die ihnen 
bekannt. und sympathisch sind. Dementsprechend haben auch 
ungebildete und speziell kindliche Versuchspersonen (jüngere 
Schüler) das Plakat Hirsche, wiewohl es (wie wir sahen) an sich 
leicht aufgefaßt wird und leicht verständlich ist, unter 25 anderen 
Plakaten überhaupt nicht beachtet, während es bei Studenten 
und Beamten, die Plakaten unstilisierter Bilder viel blasierter 
gegenüberstehen, wegen seiner Eindringlichkeit besondere Auf- 
merksamkeit hervorrief. 
Hieraus ergibt sich, daß das Plakat Hirsche für die Gewin- 
nung der Jugend und weitester Kreise zwar nicht geeignet ist, 
daß es aber für die Propaganda bei älteren, künstlerisch geschul- 
ten Personen vorzüglich ist. 
Ihre Schutzmarke, in welche der oberste grüne der vier 
Hirschköpfe ausmündet, ist nicht einfach genug, um schnell er- 
faßt zu werden; sie enthält viel zu viel Linien, wirkt aus mäßiger 
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