Kameralwissenschaften
und vergleichende
Betriebswirtschaftslehre
Li
Der heutige Tag, an dem ich vor der Oeffentlichkeit das
Amt des Rektors dieser Universität übernehme, ist nicht
ohne historische Bedeutung,
Zum erstenmal in der Geschichte der deutschen Uni-
versitäten ist dieses Amt einem Vertreter meiner Disziplin,
der Betriebswirtschaftslehre, übertragen worden, und zum
erstenmal hat ein Vertreter dieses Faches die Ehre, be-
kleidet mit der höchsten amtlichen Würde, die die deutschen
Hochschulen zu vergeben haben, vor die Oeffentlichkeit zu
treten.
Die Besonderheit dieses Ereignisses legt es nahe, die
fachwissenschaftliche Rede, die alter Veberlieferung gemäß
der Rektor an diesem Tage zu halten hat, mit ihm in Ver-
bindung zu bringen,
Wenn ich in dem Alter wäre, in dem gewöhnlich an
deutschen Universitäten einem Gelehrten das Rektorat über-
tragen wird, würde ich heute, einer der schönsten Sitter
folgend, Rechenschaft über mein Lebenswerk ablegen, zei-
gen, was ich für die Entwicklung meines Faches gewollt
und was ich erreicht hätte.
Da ich mich aber noch nicht am Ende meiner wissen-
schaftlichen Tage zu befinden glaube, sondern, wie Goethe
gesagt hat, in jenem glücklichen Alterszustand, in dem die
Produktionskraft noch ungeschwächt ist, aber die Besinnlich-
keit beginnt, sich ebenbürtig neben sie zu’ stellen, soll die-
ser Tag ein Anlaß sein zum Rück- und Ausblick zugleich,