Full text: Führer durch die Wirtschaft der Union der Sozialistischen Sowjet-Republiken

Nettoeinnahmen aus den Industrieunternehmungen und Banken stiegen 
von 47871 000 Rbl. auf 110227 000 Rbl. Auch wurden in diesem Jahre 
dem Fiskus 37376000 Rbl als Rückzahlung älterer Darlehen zugeführt, 
während im vorigen Jahr keine derartigen Einzahlungen erfolgten. 
Die Ausgabeseite des Budgets für 1924-25 sieht größere Ausgaben 
für die Finanzierung der Industrie {109 918 000 Rbl.), der Landwirtschaft 
(75,6 Mill, RbL), für die Unterstützung der Mißerntegebiete (62,4 Mill. 
Rubel) und des Wohnungsbaus (mit dem Kommunalkredit zusammen 
34,5 Mill. Rbl.) vor. Es ist heute schon klar, daß diese Ausgaben sowie 
die ordentlichen Ausgaben durch die tatsächlich eingegangenen Ein- 
nahmen voll gedeckt werden können, 
Deutschlands Außenhandel 
mit der Sowjetunion. 
Die offiziellen Handelsbeziehungen zwischen der Sowjetunion und 
Deutschland wurden zwar erst nach Abschluß des Vertrages vom 6. Mai 
1921 aufgenommen, doch entwickelte sich auch schon früher ein gewisser 
Handelsverkehr über das Büro des Bevollmächtigten in Kriegsgefangenen- 
angelegenheiten und sogar durch Vermittlung privater Firmen. Ferner 
ist zu bemerken, daß die Eisenbahnmission der Union bereits ein Jahr 
vor Abschluß des Maivertrages auf Grund einer besonderen Ermächti- 
gung durch den Rat der Volkskommissare in Deutschland Käufe tätigte, 
indem sie in der Zeit vom Oktober 1920 bis September 1921 an deutsche 
Firmen große Lieferungsaufträge auf Lokomotiven und Ersatzteile im 
Gesamtwerte von 120 Millionen Goldrubel vergab, 
Welchen Umfang die Kauftätigkeit der Sowjetunion in diesem Zeit- 
abschnitt auch erreicht hatte, sie trug nur einen halboffiziellen Charak- 
ter. Regelrechte Handelsbeziehungen mit gleichzeitigem Aufbau der 
Handelsvertretung der UdSSR. begannen, wie gesagt, erst nach Ab- 
schluß des Vertrages vom 6, Mai 1921. Es folgte dann der Rapallover- 
trag im Jahre 1922, der den Handel zwischen den beiden Staaten noch 
mehr festigen sollte. 
Es muß aber festgestellt werden, daß trotz der Anerkennung der 
Sowjetunion durch Deutschland und der geschlossenen Verträge, die Ar- 
beitsbedingungen der Sowjetinstitutionen, besonders der Handelsver- 
tretung anfänglich insofern sehr erschwert waren, als die deutschen 
Handels- und Industriekreise der Union gegenüber eine zwiespältige 
Haltung beobachteten: einerseits waren sie in richtiger Erkenntnis der 
Bedeutung Rußlands für die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands 
bemüht, in enge normale Beziehungen mit der Union zu treten; anderer- 
seits legten sie der Tätigkeit ihrer Außenhandelsorgane Schwierigkeiten 
in den Weg, da sie dem Sowjetsystem, im besonderen dem iAußenhandels- 
monovol des Sowijetstaates prinzipiell feindlich gegenüberstanden.
	        
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