höchsten Würdenträger dieses Staates — unter ihnen auch
der Bundespräsident Hainisch — bemühen sich, daß Maßregeln
getroffen werden, um die Geburtenzahl zu vermehren. Durch
eine Kinderversicherung, die es dem verheirateten Arbeiter er—
möglichen würde, seine Kinder auch entsprechend zu ergiehen,
wäre der Geburtenrückgang zu beseitigen, soweit es nur von
der Frage abhängt. Aber die Arbeiterfrauen sind bescheidener
geworden, sie sagen sich: Nur Kinder bekommen, damit der
Totengräber eine Beschäftigung hat, dazu geben wir uns
nicht her.
Der Abbau des Mieterschutzes war von den
Christlichsozialen schon zu der Zeit geplant, als wir noch m
der Regierung saßen. Ich verstehe nur das eine nicht, daß es
sogar Unternehmer gibt, die gegen den Mieterschutz wettern,
obwohl der Mieterschutz eine Exportprämie für die Industrie
ist. (Zustimmung.) Auch das zeigt wieder, wie wenig die
Unternehmer ihr Interesse zu vertreten verstehen.
Aber mit dem Mieterschutz ist die Wohnungsfrage noch
nicht gelöst, sie ist auch durch die Schaffung von Siedler—
genossenschaften oder dadurch nicht gelöst, daß Gemeinden
Wohnungen bauen, wie zum Beispiel heuer in Wien noch
2000 Wohnungen geschaffen werden sollen. Das alles kann
das Wohnungselend wohl mildern, aber nicht beseitigen. Wenn
es beseitigt werden soll, muß alles zusammenhelfen. Ich habe
schon seinerzeit den Vorschlag gemacht, die Regierung möge
ein Gesetz über die Enteignung von Bauplätzen dem Hause
vorlegen. Denn die Bauplätze werden heute nicht um öster—
reichische Kronen, sondern um ausländische Valuta gehandelt
und dadurch wird die Bautätigkeit außerordentlich verteuert.
Wenn das Enteignungsgesetz geschaffen ist, soll man weiter die
österreichischen Banken verpflichten, für 28 Prozent ihrer
Angestellten Wohnungen zu bauen. Das würde allein in Wien
sofort 5000 Wohnungen ergeben. In diese neuen Häuser, die
nicht unter dem Mieterschutz stehen und daher höhere Zinse
haben würden, brauchten Bankangestellte nicht einzugiehen.
Es gibt Leute genug, die hohe Zinse bezahlen und anderen
ihre unter dem Mieterschutz stehenden Wohnungen freimachen
könnten. Man müßte sich weiter die Frage vorlegen, ob nicht
auch die Industrie zu verpflichten wäre, für 5 Progent ihrer
Arbeiter und Angestellten Wohnungen herzustellen. Auf dem
Lande müssen die Unternehmer, wenn sie Arbeiter haben
wollen, Häuser hinstellen. In Obersteiermark war zum Bei—